Von unserer Mitarbeiterin Beate Beule
INNENSTADT. Die Pläne der "Teutonia" werden konkret: Die Studentenverbindung hat sich schon genau überlegt, wie sie die Villa am Werderring 11 nutzen könnte, die sie der Stadt abkaufen möchte (die BZ berichtete). Um das rund 1,5 Millionen Euro teure Anwesen bezahlen zu können, verhandelt "Teutonia" bereits mit einem Interessenten, der das jetzige Verbindungshaus in der Maria-Theresia-Straße in der Wiehre kaufen möchte.
Die Stadtverwaltung hat sich allerdings noch nicht entschieden, wem sie das Anwesen verkaufen will. Zurzeit ändert sie den gültigen Bebauungsplan, um im Park des herrschaftlichen Anwesens zusätzliche Wohnhäuser errichten zu können. Bisher wollte kein Investor das Grundstück samt Villa in seiner jetzigen Form kaufen. Die "Teutonia" hat mit der Verwaltung Gespräche geführt, aber noch kein konkretes Angebot eingereicht. Mitte April gebe es die nächste Bundesausschusssitzung, in der die rund 300 Mitglieder über die Pläne debattieren würden, sagt Ernst-Ulrich Dobler von "Teutonia": "Danach machen wir das Angebot fertig." Die Burschenschaft sei etwas in Zugzwang, da sie zunächst ihr Anwesen in der Wiehre verkaufen müsste, um den Kaufpreis für die Villa am Werderring aufbringen zu können.
Rund 20 Zimmer für Studenten möchte die Verbindung in den Obergeschossen der Villa einrichten. Im Erdgeschoss soll es eine Bibliothek geben und einen Speisesaal, in dem die "Teutonia" den Studenten täglich ein Mittagessen anbieten will. In das ehemalige Kutscherhäuschen im Garten soll ein älteres Verbindungsmitglied mit seiner Familie einziehen. Rund 300 000 Euro würde der Umbau der Villa kosten, schätzt Teutonia-Mitglied Andre Knapp. Die laufenden Kosten will die Verbindung aus den Mieteinnahmen decken. "So eine Chance kommt nie wieder", meint Knapp. Schon lange möchte die nach eigenen Angaben größte und älteste Freiburger Burschenschaft ein Haus in der Nähe der Uni kaufen.
Währenddessen gibt es Protest von der Antifa, die verhindern möchte, dass die "Teutonia" das Haus bekommt. "Das wäre eine Katastrophe, wenn die in die Innenstadt kämen", meint ein Vertreter. "Teutonia" sei eine farbentragende und pflichtschlagende Verbindung (siehe Info-Box), die im Dachverband "Deutsche Burschenschaft" (DB) organisiert sei. Dieser sei bekannt für "geschichtsrevisionistische Propaganda, die Verbreitung eines völkischen Nationalismus und einen Hang zu autoritär-militaristischen Strukturen". Die "Teutonia" verwahrt sich hingegen gegen die Vorwürfe der Antifa. Vorfälle in anderen Städten würden fälschlicherweise mit der Freiburger "Teutonia" in Zusammenhang gestellt. Hierbei handle es sich aber um andere Studentenverbindungen, die nur den gleichen Namen trügen und mit denen man nichts zu tun habe.
Quelle: Badische Zeitung vom Donnerstag, 31. März 2005