Die Studentenverbindung Teutonia interessiert sich für die Villa am Werderring 11, in der bis zum vergangenen Sommer das Centre Culturel Français untergebracht war. Sie würde das Grundstück so lassen, wie es ist, sagte ein Vertreter der Verbindung am Donnerstag bei der Bürgerinformation zur Bebauungsplanänderung. Dennoch stoppt die Stadt das Verfahren nicht: Der Bebauungsplan für das 2600 Quadratmeter große Grundstück werde in jeden Fall geändert, teilte Stadtsprecherin Petra Zinthäfner auf Anfrage mit. Erst danach entscheide die Stadt, wem sie das Grundstück verkaufen werde. Mit dem neuen Bebauungsplan könnte der Käufer im Park des Hauses zusätzliche Wohnhäuser errichten.
Die Stadt hatte bisher keinen Investor gefunden, der das Grundstück samt Haus kaufen will. Zweimal schon hatte sie es zum Verkauf ausgeschrieben - ohne Erfolg. Die Stadtverwaltung wollte sich gestern nicht dazu äußern, ob die Studentenverbindung tatsächlich eine Chance hätte, den Zuschlag zu bekommen. "Die Stadt wird sich für den Käufer entscheiden, dessen Nutzungskonzept ihr am geeignetsten erscheint", sagte Zinthäfner. Bisher liege von Teutonia noch kein konkretes Angebot vor. Die Verbindung habe lediglich mit Vertretern der Stadtverwaltung Vorgespräche geführt. Teutonia sei das Angebot "sehr ernst", erklärte Andre Knapp von der Studentenverbindung. Rund 1,5 Millionen Euro soll das Anwesen kosten - eine Summe, die Teutonia aufbringen könne. Die laufenden Kosten wolle die Verbindung durch die Mieten der Studenten decken, die in dem Haus wohnen sollen.
Drei andere Investoren interessieren sich ebenfalls für die Immobilie. Sie wollen allerdings nur kaufen, wenn sie auf dem Grundstück zusätzliche Häuser errichten können. Aufgrund dieser Aussage von Vertretern der Verwaltung machte der Bauausschuss deshalb Mitte Februar den Weg für die Änderung des Bebauungsplans frei (die BZ berichtete). Reinhard Schelkes vom Stadtplanungsamt betonte am Donnerstag bei der Bürgerinformation hingegen mehrfach, dass der Verkauf der Immobilie nicht der Grund für die Bebauungsplanänderung sei. Die Stadt sei rechtlich dazu verpflichtet, die freien Flächen in der Innenstadt vorrangig zu entwickeln. Er widersprach damit der Kritik der Anwohner, die Stadt wolle den Bebauungsplan nur ändern, um einen höheren Verkaufspreis zu erzielen und um den Wünschen der möglichen Investoren zu entsprechen.
Vier Varianten hat das Stadtplanungsamt für das Grundstück erarbeitet. Diese stellte Schelkes den rund 15 Teilnehmern der Infoveranstaltung vor: Anstelle der Garagen und einer Remise sieht der neue Bebauungsplan ein bis zwei dreigeschossige Häuser vor, die niedriger sein sollen als die rund 15 Meter hohe Villa. "Drei Geschosse sind viel zu hoch", meinte ein Teilnehmer: "Das sprengt die Umgebung." Über die Höhe der Häuser könne man durchaus noch diskutieren, räumte Schelkes ein. Weiterhin kritisierten die Anwohner den geplanten Abriss des alten Kutscherhäuschens und die Verschattung der umliegenden Häuser durch die neuen Gebäude.
Quelle: Badische Zeitung vom Samstag, 19. März 2005