Von unserer Mitarbeiterin Beate Beule
Die Polizei war gut vorbereitet: Überall in der Stadt hatte sie am Samstag hunderte von Beamten verteilt, einige Dutzend Mannschaftswagen standen vor dem Konzerthaus. Denn dort sollte um 12 Uhr eine Demonstration der Wagenburgler beginnen, die auch die Antifa unterstützen wollte. Doch die Polizisten warteten vergeblich. Via Internet und über Radio Dreyeckland hatten die Organisatoren ihre Sympathisanten dazu aufgerufen, lieber in Karlsruhe an einer Demonstration für ein alternatives Wohnprojekt teilzunehmen. So standen die vielen Polizisten mit nur rund zwei Dutzend Demonstranten fast allein vor dem Konzerthaus.
“Wir wollen zeigen, wie viel Geld durch das unnötig große Polizeiaufgebot rausgeschleudert wird”, sagte Wagenburglerin Sarah. Und: “Es bringt nichts, wenn wir in einem Kessel von Polizisten durch die Stadt laufen.” Dies signalisiere den Menschen nur, dass Wagenburgler gefährlich seien.
Dagegen wehren sich die Wägler, seitdem sie vor rund zwei Wochen ihren Standplatz im Stadtteil St. Georgen verlassen mussten und auf der Suche nach einer neuen Bleibe sind: “Wir wollen nur friedlich unserer alternativen Wohnform nachgehen.”
Die ganze Woche lang hatten die Wägler und die Antifa über Internet und mit Handzetteln zu der Demo aufgerufen. So hatte auch die Polizei von der geplanten Aktion erfahren. Denn offiziell angemeldet war die Demonstration nicht. Von der Absage hatten die Polizisten nichts mitbekommen. “Außerdem mussten wir trotzdem auf alles gefasst sein”, sagte ein Vertreter der Polizei.
“Nur die Bullen sind der Aufforderung nachgekommen, am Samstag für die Wagenburgler zu demonstrieren”, steht hingegen hämisch auf der Homepage der Antifa Freiburg. Am kommenden Samstag soll nun nach Angaben der “Schattenparker” tatsächlich eine Demonstration für mehr Wagenburgen stattfinden - nach Möglichkeit sogar bundesweit. “Da die Stadtverwaltung nicht bereit ist, mit uns gemeinsam eine Lösung zu finden, müssen wir eben zu anderen Mitteln greifen”, erklärt Wagenburgler Bernd. Hoffnung setzen die Wägler zudem in einen “runden Tisch”: Unter anderem Gemeinderatsmitglieder, Kirchenvertreter und Professoren sollen helfen, die verfahrene Situation aufzulösen.
Quelle: Badische Zeitung vom Montag, 12. Dezember 2005