Von unserem Mitarbeiter Toni Klein
Nach dem Anti-Klimax am Mittwoch, als 1100 Studierende bei einer Podiumsdiskussion Wissenschaftsminister Peter Frankenberg keinerlei Zugeständnisse abringen konnten, bildete die gestrige Demonstration den bisherigen Höhepunkt der Proteste. Nicht nur beim friedlich verlaufenen Zug vom Stadttheater durch Sedanviertel und Eisenbahnstraße zum Fahnenbergplatz herrschte beste Laune unter den 5000 Mitmarschierern. Auch die Kundgebung vor dem Rektorat am Fahnenbergplatz geriet zum fröhlich-bunten Sit-In. Im prallen Sonnenschein erntete eine Sprecherin der Besetzer den größten Beifall, als sie bekräftigte, dass bis auf weiteres nicht an ein Ende der Okkupation gedacht sei: "Unsere Forderungen bleiben bestehen."
Zuvor hatte Bertran Cazorla Rodriguez den Standpunkt des veranstaltenden U-Asta deutlich gemacht. In einer fulminanten Rede rief er den Demonstranten vom fragil erscheinenden Vordach des Rektorats aus zu: "Wir stehen hier vor der Hochburg derjenigen, die die Uni als Unternehmen erachten. Sie wollen zurück ins graue 19. Jahrhundert. Aber dies hier ist erst der Anfang. Wir werden die Demokratisierung der Hochschulen erreichen." In Bezug auf Rektor Jäger, dem eine Studenten-Vollversammlung am 4. Mai den Rücktritt nahe legte, sagte Cazorla Rodriguez: "Wir sind die Uni. Und sie, Herr Jäger, sind nicht unser Rektor. Wir wissen, dass sie hier drin sind - und wir wollen, dass sie gehen."
Eine Gastrednerin von der Uni Stuttgart äußerte gestern die Hoffnung, dass von Freiburg aus ein Signal an die anderen, bisher recht zurückhaltenden Universitäten im Lande gehen möge. In Stuttgart wird zwar auch gegen Studiengebühren protestiert, allerdings in bescheidenerem Umfang: "Wir sind da noch nicht so weit wie ihr."
Die Schattenseite der Besetzungs-Euphorie sprachen nach der Kundgebung Vertreter der Rektorats-Mitarbeiter an. Insgeheim hatte man dort gehofft, dass mit der Demo auch "die widerrechtliche Besetzung ein Ende finden" würde. Dass nun im Gegenteil rhetorisch ein Zahn zugelegt wurde, stößt beim Personal auf wenig Verständnis: "Wir fordern die Besetzer auf, diese für uns unerträgliche Aktion endlich zu beenden." Bisher waren vom Wachdienst, der wegen kostbarer Apparaturen und Sammlungen im Hause ständig aufrechterhalten wird, 60 Mitarbeiter betroffen. Nach der Kundgebung wurden die Feiertagsschichten verteilt. Das Haus räumen lassen werde man aber vorerst nicht, sagte Uni-Sprecher Rudolf-Werner Dreier.
Quelle: Badische Zeitung vom Freitag, 13. Mai 2005