BZ: Das Uni-Rektorat am Fahnenbergplatz ist seit dem 2. Mai besetzt. Wie lange soll die Besetzung noch andauern? Weingart: Die Besetzung kam für alle überraschend. Wir wollten damals bei der Demonstration eigentlich nur Protest-Unterschriften auf die Straße malen. Durch die Präsenz von vier Polizisten vor dem Rektorat wurden manche dann aufmerksam: Da könnte man ja reingehen. Raus kommen wir jetzt nur, wenn die Besetzer selbst das beschließen. BZ: Die Meinungsbildung unter den Studierenden ist angesichts der Kakophonie auf den Vollversammlungen (VV) offenbar keine leichte Übung. Weingart: Dieses Plenum ist eben offen für alle, die Strukturen sind bewusst sehr weit gefasst. Jeder kann sich engagieren, und angesichts von 600 Unterstützern der Besetzung herrscht eine große Fluktuation. Für die Gesamtheit der Studierenden kann aber nur die VV sprechen. BZ: Anfangs lautete die Forderung noch: "Keine Studiengebühren". Zwei Tage später hieß es, Rektor Jäger solle zurücktreten. Wieso diese Verschärfung im Ton? Weingart: Am 2. Mai stellte sich Jäger zwei Stunden lang dem Plenum. Dabei kam er uns nicht nur in keinem wichtigen Punkt entgegen. Es kam sogar heraus, dass er vieles noch weiter drehen will, als es jetzt gesetzlich möglich ist. Er sieht sich wohl eher als eine Art Unternehmensberater der Uni. Dabei müsste er eigentlich auch die Studierenden in der Öffentlichkeit vertreten. In der VV am 4. Mai stellte dann eine kleine Gruppe den Antrag "Rücktritt Jäger", und der wurde vor über 800 Studierenden mit überwältigender Mehrheit beschlossen. BZ: Just an jenem Mittwoch reiste der Rektor dienstlich nach Rumänien ab. Hat er seither auf Ihre Forderung reagiert? Weingart: Bis jetzt nicht. Heute um 15 Uhr ist aber eine Sitzung des Uni-Senats, und da werden wir diese Forderung offiziell präsentieren. BZ: Da haben Sie heute volles Programm. Um 17.30 Uhr kommt Wissenschaftsminister Peter Frankenberg, dem der u-Asta vorwirft, er wolle "Elite-Unis statt Bildung für alle", zum Podiumsgespräch ohne Moderator in die Alte Stadthalle. Weingart: Wir freuen uns, dass Frankenberg zu dieser Veranstaltung des u-Asta kommt. Wie ich das sehe, treffen da heute Feuer und Wasser aufeinander. Frankenberg steht für einen Umbau der Unis zu Unternehmensstrukturen. Sein Gegenüber Michael Hartmann, Elitenforscher und Soziologie-Professor an der TU Darmstadt, vertritt genau das Gegenteil davon. Da sind wir gespannt drauf.
Quelle: Badische Zeitung vom Mittwoch, 11. Mai 2005