Von unserer Redakteurin Andrea Drescher
Die Universitätsverwaltung will trotz der andauernden Besetzung des Rektorats am Fahnenbergplatz durch Studierende "eine Eskalation vermeiden." Das erklärte Uni-Prorektor Karl-Reinhard Volz gestern gegenüber der BZ. Allerdings ließ er auch keinen Zweifel, dass es sich um eine "widerrechtliche Situation" handle, deren Duldung auf Dauer nicht weitergehen könne - schon deshalb nicht, weil Beschäftigte der Universität seit Montag in Tag- und Nachschichten im Gebäude Wache schieben.
Bei den Mitarbeitern komme Unmut auf, beobachten Walter Willaredt und Christine Theobald, die für die Hausmeisterdienste zuständig sind und Mitarbeiter sogar aus dem Urlaub holen mussten. Diesen Dauereinsatz halten sie für "nicht mehr zumutbar". Christine Theobald war selbst seit Montag voll beschäftigt. "Ich hatte keine Zeit, Mittag zu essen oder einen Kaffee zu trinken", erzählte sie gestern. Nur zum Schlafen sei sie zwischendurch heim gekommen. Das Tagesgeschäft sei liegen geblieben.
Wie Walter Willaredt vom Personalratsvorsitzenden erfahren hat, sieht auch dieser "das Personal an der Grenze der Belastbarkeit" - trotz der Solidaritätsbekundung des Personalrats mit den Studenten. In jeweils Sechs-Stunden-Schichten wechseln sich die Mitarbeiter rund um die Uhr ab, und zwar durchaus auch Abteilungs- und Dezernatsleiter wie Knut Scheibmayr, stellvertretender Dezernatsleiter für Finanzangelegenheiten. Er zählte bei seinen Einsätzen 25 bis 35 Studenten im Erdgeschoss, allerdings in wechselnder Besetzung. "Und nach Versammlungen kamen bis zu 400."
Mit ihnen wollen die Uni-Verantwortlichen im Gespräch bleiben. Zumal sich die Studenten, wie Uni-Sprecher Rudolf-Werner Dreier bestätigt, "bis jetzt sehr friedlich" verhalten hätten. Dennoch kursierten mehrfach Gerüchte über eine anstehende Räumung des Gebäudes. Zuletzt am Feiertag, als sich Prorektor Volz wegen einer Veranstaltung für etwa zwei Stunden abmeldete. Weil ihm anschließend vorgeworfen wurde, er nehme die Studenten nicht ernst, fühlte sich Volz "vor den Kopf gestoßen". Immerhin habe er seit Montag 16 Stunden mit ihnen diskutiert.
Dass die Mitarbeiter einen Freizeitausgleich für ihre Überstunden bekommen, sei klar, so Volz. Doch entstehen auch Kosten durch den Einsatz von Wachpersonal, das zur Unterstützung der bis zu acht eigenen Leute fürs Wochenende angefordert wurde.
Quelle: Badische Zeitung vom Samstag, 7. Mai 2005