Von unserer Redakteurin Julia Littmann
Punk lässt’s krachen. Ein "Riot Punk Festival" verspricht sogar noch mehr als das. Und doch zeigte sich die Szene zahm und zuverlässig, als am Samstag in der KTS vier Bands mit Punk punkteten. Im "Kulturtreff in Selbstorganisation" drängten sich mehr als 200 Gäste, draußen gab’s nächtliches Schneegestöber, ein Dutzend ordentlich abgestellte Fahrräder und drei vorm Haus geparkte Autos. Ein friedliches Bild, unterlegt von milde gedämpftem Punk-Sound, der durch die Schallschutzfenster pulste.
Vor einem Jahr noch stand der reguläre Konzertbetrieb in der KTS auf Messers Schneide. Nach diversen Störungen auf dem Bahnbetriebsgelände hatte die Bahn im März 2004 fristlos gekündigt. Dennoch konnte die KTS-Initiative bald darauf den Konzertbetrieb in den Räumen an der Basler Straße wieder aufnehmen. Der Status seither: Die KTS wird geduldet. Ihre direkte Vermieterin ist die Stadt, die seit einem Jahr in zwei Richtungen verhandelt. Mit Vertretern von Bahn und KTS wird versucht, "das alles juristisch auf eine gute Grundlage zu stellen", wie es Edith Lamersdorf formuliert, die Pressesprecherin der Stadt.
Die Bahn gibt sich in Sachen KTS zuversichtlich. "Wir sind auf einem guten Weg", so ein Sprecher der Bahn in Stuttgart, "und auch das Klima ist gut." Das mag unter anderem auch daran liegen, dass nach zwölf Monaten geduldeten Betriebs Polizeisprecher Ulrich Brecht feststellt: "Für die Polizei gibt’s da viel weniger zu tun als vor einem Jahr." Seine Einschätzung: "Die Betreiber halten sich offensichtlich an die Abmachungen." Und so steht denn auch beharrlich bei jeder Meldung auf der Website der KTS der Hinweis: "An der KTS besteht keine Parkmöglichkeit für BesucherInnen!" Da sind die Besucherinnen und Besucher augenscheinlich auch nicht zimperlich: Bis morgens um zwei, drei ziehen unermüdlich kleine Trupps gut gelaunter Leute aus der Innenstadt in Richtung KTS. Zu Fuß.
Die letzten treffen zu später Stunde auf den Anarcho Street Punk von Riot Brigade aus Stuttgart, die ersten Gäste hatten um elf Uhr mit Tora Bora aus Freiburg das Vergnügen. Die gaben ein Dutzend Zweiminüter zum Besten, exzentrisch hier und da in Country-Groove gepackt. Hochmusikalisch nagelten dann die Pfälzer Rock for Riot sehr professionell Stück an Stück und glänzten mit zwei bestens aufgelegten Gitarren und klugem Bass. Als die lautstarken Eidgenossen von Entwaffnung ihre Old School-Titel bringen, lehnt draußen am Haus ein Fan mit Bierflasche: Patrick Lehmann kommt oft, "weil’s hier geile Musik gibt und weil es nicht viel kostet". Fünf Euro für einen ganzen Abend Live-Punk, das macht so schnell kein anderer Veranstalter nach. Wenn die Verhandlungen von Stadt, Bahn und KTS erfolgreich sind, dürfte der Betrieb hier zumindest noch bis 2007 laufen. Mit großer Nachfrage - trotz nicht vorhandener Parkmöglichkeiten.
Quelle: Badische Zeitung vom Montag, 7. März 2005