Von unserem Redakteur Joachim Röderer
ST. GEORGEN. Vor einer Woche hat die Stadt Freiburg eine Räumungsverfügung erlassen - doch die Bewohner der Wagenburg "Schattenparker" wollen das Areal an der Basler Landstraße nur dann freiwillig verlassen, wenn ihnen die Stadt ein anderes Gelände anbietet. Den offiziell ausgewiesenen Wagenburg-Standort im Eselswinkel lehnen die "Schattenparker" ab. Dort sei nicht genug Platz für alle Wagen, heißt es in einer gestern übers Internet verbreiteten Stellungnahme.
Seit knapp eineinhalb Jahren parken die Schattenparker zwar nicht im Schatten, dafür aber in St. Georgen zwischen Autobahnuzubringer, Sportzentrum und Reitanlage. Rund 50 Wagen bilden derzeit die Wagenburg in St. Georgen. Die Stadt hatte die "Platzbesetzung" zunächst geduldet - nach vermehrten Protesten von Anwohnern und Bürgerverein und erfolglosen Gesprächen mit den Wäglern dann jedoch Ende vergangener Woche die Räumungsverfügung erlassen. Dagegen können die Bewohner nun Widerspruch einlegen, über den dann vom Verwaltungsgericht entschieden werden müsste. Die Widerspruchsfrist dauert von gestern an vier Wochen - danach blieben noch einmal zwei weitere Wochen Zeit bis zu einer endgültigen Räumung.
"Wir lassen uns nicht ohne Ersatz räumen", erklären die Schattenparker nun via Internet. Rund 40 Menschen zwischen 18 und 40 Jahren zählen zu der Gruppe, die als eine Art große Wohngemeinschaft auch an einem neuen Standort zusammen bleiben will. Den ihnen mehrfach angebotenen Eselswinkel lehnen die Schattenparker strikt ab: wegen des Platzmangels und "der dort gegebenen Rahmenbedingungen". Der Eselswinkel ist bereits teilweise von einer Wägler-Gruppe belegt, Es sei unmöglich, die zwei unterschiedlichen Wagenburgen auf dem Platz zusammen zu führen, heißt es: "Wir verweigern uns der dortigen Vormundschaft der Stadt". Durch die Parzellierung gehe sämtlich räumliche Gestaltungsfreiheit verloren. "In keinem anderen Wohnverhältnis findet eine derartige Kontrolle und Überregelung statt wie auf diesem städtischen Platz", so die Wagenburgler, die darin "einen Ausdruck der Unsicherheit und Angst im Umgang mit Andersartigen" sehen.
Die "Schattenparker" beklagen den bestehenden Gemeinderatsbeschluss, keine weiteren Wagenburg-Standorte auszuweisen. Sie räumen in ihrer Stellungnahme ein, dass der derzeitige Platz in St. Georgen wegen der schmalen Grünstreifen an einer Durchfahrtstraße nur als Übergangslösung tauglich sei.
Quelle: Badische Zeitung vom Samstag, 26. Februar 2005