Bei der Anti-Bush-Demo in Freiburg traten sie als Mitorganisator auf und auch in Mainz waren sie mit von der Partie: Seattle. An der Freiburger Uni ist die Hochschulgruppe keine unbekannte Größe, Seattle hat einen Sitz im Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) inne und ist bei zahlreichen Veranstaltungen immer wieder anzutreten. Doch außerhalb der Universität, sind sie relativ unbekannt. Esther John (26) ist Archäologie-Studentin, seit zwei Jahren Mitglied bei Seattle und diejenige, die für Seattle im Asta sitzt. BZ-Mitarbeiter Christian Knapp sprach mit ihr über Ursprung und Ziele von Seattle.
BZ: Seattle? Nie gehört - wer seid ihr eigentlich?
John: Auf der Asta-Wahlliste treten wir an als die "univerSitärE AnTikapiTaListE /-innen" . Gebildet haben wir uns nach den Seattle Riots 1999, um politisch Weltbewegendes irgendwie auch ins Studium hineinzutragen. Dabei arbeiten wir nicht nur mit Studiengruppen, sondern auch viel mit anderen zusammen und versuchen Verschiedenstes in unsere Aktionen zu integrieren: Ganz so, wie auch bei Seattle selbst viele Leute sind, die sich für sehr verschiedene Dinge interessieren und engagieren - so zum Beispiel auch im autonomen Zentrum KTS.
BZ: Warum habt ihr euch bei der Anti-Bush-Demo engagiert?
John: Der Krieg, der von Bush geführt wird, hat für uns keine wirkliche Begründung und die meisten von uns sind ohnehin komplett gegen Krieg - deswegen protestieren wir. Es geht aber auch darum, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass nicht alles, was von Amerika kommt, gut ist - vor allem nicht die Bush-Regierung. Wir wollen nicht Bush persönlich zeigen, dass wir gegen ihn sind. Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, was Bush für negative Dinge tut und dass er die Politik des Neoliberalismus vertritt. Auch wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Schröder sein Wahlversprechen - sich aus dem Krieg rauszuhalten - nicht hält und die Deutschen über Rüstungslieferungen doch die Finger mit drin haben.
BZ: Wofür setzt ihr euch ansonsten ein?
John: Klar, im Moment sind Studiengebühren ein Thema, da sind wir natürlich dagegen. Als nächstes versuchen wir gegen das EU-Treffen am 19. März zu mobilisieren und auch gegen das G8-Treffen in Schottland wollen wir Aktionen planen, um der Öffentlichkeit und vor allem auch Studenten zu zeigen, was dort läuft und was uns am Herzen liegt: Dass die Welt nicht nur Uni ist, sondern, dass es andere Probleme gibt, die durch ungerechte Politik verursacht werden, wie zum Beispiel Armut. Wir üben Kapitalismus- und Neoliberalismuskritik. So haben wir uns am Anfang des Semesters auch an den Montagsdemos gegen Hartz IV beteiligt.
BZ: 2005 stehen neue Asta-Wahlen an. Wie wollt ihr auf euch aufmerksam machen?
John: Für die Wahlen tritt auf der Liste nur Seattle an. Dann ist aber das Wahlbündnis gemeint zusammen mit PDS und Attac. Wir wollen uns gegenseitig keine Stimmen wegnehmen. Seattle ist außerdem dafür bekannt, relativ wirksame und lustige Aktionen zu machen. An der Hochschule hat unsere Arbeit daher großen Wiedererkennungswert und vor den Wahlen machen wir mit Postern auf diese aufmerksam.
BZ: Wie kann man bei Interesse zu euch stoßen?
John: Interessenten sind herzlich willkommen: Wir treffen uns immer mittwochabends ab 18.15 im U-Asta Haus in der Belfortstraße 24.
Quelle: Badische Zeitung vom Donnerstag, 24. Februar 2005