Organisation
Die "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft" (BDVG) wurde am 5. Juni 1999 als "Bildungswerk deutsche Volksgemeinschaft" gegründet. Sie gliedert sich in die "Gebietsverbände" "Süd" (Nordbaden mit Ausstrahlung nach Rheinland-Pfalz und Hessen, Postfach in Heilbronn) und "Mitteldeutschland" (Sachsen, Postfach in Kamenz). Die BDVG-Unterorganisation "Junge Deutsche" (JD) bezeichnet sich als eine "bundesweite Aktion".
Geschichte
Im Dezember 1995 musste Günter Deckert, der damalige Bundesvorsitzende der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD), nach zahlreichen Verurteilungen, u. a. wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass, endlich die Haft antreten (aus der er 5 Jahre später wieder entlassen wurde). In der Folge konnte sich 1996 sein Konkurrent Udo Voigt in einer Kampfabstimmung sehr knapp gegen ihn durchsetzen. (Deckert wurde in Abwesenheit dennoch zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt!)
Konnte man die NPD vorher mit einiger Berechtigung als eine rückwärts gewandte Alte-Männer-Partei bezeichnen, so brachte Udo Voigt sie nun auf einen neuen Kurs. Wichtiger als kurzfristige Erfolge durch Protestwähler war ihm der nachhaltige Aufbau einer "nationalen außerparlamentarischen Opposition" (NAPO). Durch die Öffnung der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) für Neonazis und Skinheads verjüngte sich die Partei erheblich und der Einfluss der JN innerhalb der NPD wuchs stark.
Anlässlich eines anstehenden Generationswechsels in der JN-Führung im Jahr 1999 kam es zu einem heftigen Streit zwischen Sascha Roßmüller (damals stellvertretender JN-Bundesvorsitzender) und Achim Ezer (damals Landesvorsitzender der JN in Nordrhein-Westfalen). Der Grund des Konflikts war die Aufnahme des Bosniers Safat Babic in die JN. Ezer wollte den Beitritt Babics verhindern und argumentierte mit Paragraph 5 des JN-Statuts, wonach nur "Deutsche" Mitglieder werden dürfen. Es gilt das "Konzept der Abstammung".
Roßmüller konnte sich auf dem JN-Bundeskongress (April 1999) gegen Ezer durchsetzen und wurde Bundesvorsitzender der JN. Als Reaktion auf die Niederlage trat Ezer zusammen mit anderen Neonazis aus Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Ende Mai 1999 aus der JN aus. Dabei fielen von Ezers Seite aus Worte wie "Wahlbetrug", "Volksschädling" und "Rassenschande". Unter den JN-Abweichlern war auch Lars Käppler, der damalige JN-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg.
Zwei Monate nach der verlorenen Abstimmung gründete Ezer im Juni 1999 das "Bildungswerk deutsche Volksgemeinschaft". Ezer wurde "Bundesleiter", Käppler sein Stellvertreter. Erster "Gebietsverband" war der "Gebietsverband Süd" unter der Leitung von Ralf Brunner und Stefan Zimmermann, der "Gebietsverband Mitte" kam wenig später hinzu. Mit einer Sonnenwendfeier nach nationalsozialistischem Vorbild fand schon im Juni bei Heilbronn die erste größere Veranstaltung statt.
Im Juni 2000 erfolgte die Umbenennung des "Bildungswerks" in "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft". Ezer zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, seinen Posten als "BDVG-Bundesleiter" übernahm Käppler. Lars Käppler ist bis heute (Dezember 2003) "Bundesleiter" und zentrale Person der BDVG.
Mitglieder und Umfeld
Als Gründer der BDVG gilt Achim Ezer aus Köln, der ehemalige Landesvorsitzende der "Jungen Nationaldemokraten" (JN) in Nordrhein-Westfalen. Er war auch der erste "Bundesleiter" der BDVG.
Lars Käppler aus Neckarwestheim (ehemaliger Landesvorsitzender der JN Baden-Württemberg) war zunächst Stellvertreter Ezers. Seit 2000 ist er selbst "Bundesleiter" der BDVG. Er ist "Hauptschriftführer" des BDVG-Hefts "Volk in Bewegung" und Inhaber des Verlags "Volk in Bewegung Verlag und Medien". Als Demonstrationsanmelder und Redner vertritt er die BDVG in der Öffentlichkeit.
Ralf Brunner ist "Bundesgeschäftsführer" und "Gebietsleiter Süd". Sein Stellvertreter in der letzteren Funktion ist Stephan Zimmermann.
Mario Matthes aus Otterstadt tritt regelmäßig in Verbindung mit den Aktivitäten der "Jungen Deutschen" (JD) als Veranstalter auf.
Zu den Autoren und Herausgebern der BDVG-Zeitung "Volk in Bewegung" gehören Michael Weber, Bernhard Schaub, Dietrich Schuler, Dr. Dr. Margit Gröhsl, Thomas Engelhardt, Heinz Mahncke, Edmund Eminger.
Das Verhältnis zwischen BDVG und NPD dürfte kompliziert sein. Während es die JN in Sachsen seit der Spaltung praktisch nicht mehr gibt, existieren JN und BDVG in Baden-Württemberg parallel. Wegen des NPD-Verbotsverfahrens hat die NPD sicher kein Interesse an offiziellen Kontakten zur BDVG. Dennoch tritt z. B. die stellvertretende baden-württembergische Landesvorsitzende Edda Schmidt immer wieder als Rednerin zu "neuheidnischen" Themen bei der BDVG auf.
Die BDVG verfügt auch über zahlreiche gute Kontakte zu anderen Nazigruppen abseits des Parteienspektrums. Ein Beispiel hierfür ist die Mitgliedschaft der BDVG in den "Nationalen Kräften Baden-Württembergs", einem Zusammenschluss von verschiedensten Nazi-Gruppierungen in Baden-Württemberg. Auch steht die BDVG den "freien Kameradschaften" nah, insbesondere der "Schwarzen Division Germania": BDVG und "Schwarze Division" besuchen sich gegenseitig bei ihren Sommerfesten, und die "Schwarze Division Germania" hat eine kleine Selbstdarstellungsseite auf der BDVG-Homepage. Weiterhin bestehen Kontakte zu dem norddeutschen Neonazi Christian Worch sowie (wohl über Bernhard Schaub) zur "Partei national orientierter Schweizer" (PNOS). In letzter Zeit wurde ferner ein Ausbau der Kontakte nach Österreich bemerkt.
Medien
In der vierteljährlich erscheinenden BDVG-Zeitschrift "Volk in Bewegung - Organ des nationalen und europäischen Aufbruchs" (24-seitiges Hochglanzmagazin im Format DIN A4, aufgedruckter Preis 2 Euro) wird der "zukünftigen Elite Deutschlands" das passende Weltbild vermittelt. So heißt es im Vorwort der Ausgabe 3/2003: "Eine neue Zeit braucht einen neuen Menschen!". Es folgen Artikel wie "Vom deutschen Typus" (Thomas Engelhardt) oder "Wahrung des Volkstyps ist Naturrecht" (Dietrich Schuler).
In den monatlich erscheinenden "Schulungsbriefen" wurden bisher z. B. folgende Themen behandelt: das "Massaker von Dresden", "Ausländerkriminaliät", "Cannabis und die Volksgesundheit" sowie die "Geschichte der deutschen Militärmusik".
Die JD geben ebenfalls eine Publikation heraus. Sie nennt sich "Der Kamerad".
Auch im Internet ist die BDVG mit einer eigenen Homepage vertreten. Die Domain volksgemeinschaft.org wird von dem US-Provider "Verio" gehostet und ist angemeldet auf Lars Käppler. Die Internetpräsenz wird regelmässig aktualisiert. Über die Seite können die SurferInnen z.B. das BDVG-Propagandamaterial (fremdenfeindliche Aufkleber, T-Shirts) beziehen oder sich über die Aktivitäten der BDVG informieren.
Selbstverständnis
"Die Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft ist der weltanschauliche Zusammenschluß von Deutschen, die sich am strukturellen Ordnungsprinzip der Nation orientieren. Wir sind eine junge dynamische Vereinigung von organisierten Nationalisten. [...] Politsche Auseinandersetzung und Volkstumspflege bilden bei uns eine ideale Einheit. Wir sind eine lebendige Gemeinschaft von zukunftsorientierten Idealisten.
Die Wiedergeburt der Nation ist ein deutscher Traum, dessen Verwirklichung wir uns auf die Fahnen geschrieben haben. Im Rahmen dieses politischen Auftrages kämpfen wir für das Über- und Weiterleben des deutschen Volkes, und für eine Neuordnung der Politik als logische Anpassung an naturwissenschaftliche Erkenntnisse."
(Zitiert aus der BDVG-Broschüre "Hinein in die Bewegung")
Aktivitäten
Die BDVG versteht sich als parteiunabhängige Schulungsorganisation. Hierbei steht die von der JN übernommene Strategie der Kaderschulung im Vordergrund. Die BDVG erhebt den Anspruch, die "Volksgemeinschaft im Kleinen" vorzuleben. So müssen sich Mitgliedsanwärter bei Eintritt in die Organisation verpflichten, den BDVG-Führern Gehorsam zu leisten. Nach dem Eintritt sollen sie durch politische und völkisch-kulturelle Schulung "in Verbindung mit politischer Aktion" zur "neuen geistigen Elite" der "Volksgemeinschaft" erzogen und auf die "bevorstehende Zeitwende" vorbereitet werden.
Durch die Mischung aus "Schulung" und "Aktion" soll eine junge Klientel angeworben werden. Hierzu bietet die BDVG das entsprechende Programm. Regelmässig werden Fußballturniere, Abenteuerurlaube, Arbeitseinsätze, "Sonnenwendfeiern", Orientierungsmärsche und "Liedermacherabende" (u. a. mit Frank Rennicke, Lars Hellmich) organisiert. Auch versucht die BDVG an Schulen Fuß zu fassen, so verschickte ihre Unterorganisation "Junge Deutsche" Aufkleber an baden-württembergische SMVs (SchülerInnen-Vertretungen). Das Motto einer solchen Werbeaktion war z. B.: "Stoppt die Ausländerkriminalität auf unseren Schulhöfen". SchülerInnensprecher wurden in BDVG-Schreiben aufgefordert sich "zum Wohle und Nutzen der deutschen Schülerinnen und Schüler einzusetzen".
Damit die BDVG ihre Veranstalungen unbehelligt durchführen kann, ist sie darum bemüht, organisationseigene "Schulungszentren" zu erwerben. Ein solches hatte sie zeitweise in Eschweiler. Zunächst von Mitgliedern der "Deutschen Liga für Volk und Heimat" gemietet, ging das Gebäude 1998 in die Hände Ezers über. Dieser leitete von dort, bis zur Abspaltung von der JN, den NRW-Landesverband. Mit der BDVG-Gründung wurde das Haus Bundessitz und "Schulungszenrum". Bis zur Vertreibung der BDVG aus Eschweiler im Sommer 2000 fanden in den Örtlichkeiten regelmässig Veranstaltungen statt. Nach diesem "Vorbild" sollen "in ganz Deutschland entsprechende Objekte erworben werden".
Unter diesem Aspekt ist auch die Mithilfe von BDVG-Mitgliedern bei der Errichtung eines Nazi-Zentrums im März und Mai 2002 im sächsischen Gränitz zu verstehen. Das Haus gehört dem ehemaligen NPD-Vorsitzenden Günter Deckert. Die Unterstützung ist durchaus eigennützig, so heißt es auf der BDVG-Homepage: "Der BDVG wird ebenfalls weiter Arbeitseinsätze für das ’Deutsche Haus Erzgebirge’ leisten. [...] Somit können wir eher die Räumlichkeiten für unseren Kampf zum Aufbau einer volks- und reichstreuen Bewegung in Anspruch nehmen."
Veranstaltungen
Zu den Vortragsveranstaltungen der BDVG werden meist Nazigrößen als Referenten eingeladen, darunter Günter Deckert, Bernhard Schaub, Franz Schönhuber und Christian Worch. Allesamt mehr oder weniger bekannte Neonazis aus dem Spektrum der Holocaust-Leugner, Geschichtsrevisionisten oder Verfechter des "Neuheidentums". Die Themen solcher Abende sind altbekannt, so plädierte Bernhard Schaub zum Beispiel auf einer BDVG-Veranstaltung für "Auswanderungsgesetze für fremde Menschen" und "das Verbot geheimer Logen".
In der Öffentlichkeit zeigt sich die BDVG vor allem bei Demonstrationen und Kundgebungen bzw. beim "Heldengedenken" im November. Bei der großen Nazi-Demonstration im Juni 2003 gegen die "Wehrmachtsausstellung" in Schwäbisch Hall war die BDVG mit ihren Fahnen in einem eigenen Block vertreten.
In Freiburg fand am 12. September 2003 in der Lehener Kneipe "Zum Schützen" ein Informationsabend der BDVG statt. In dem eigens für den Abend gemieteten Hinterzimmer verteilten zwei aus dem Kreis Aalen angereiste Funktionäre Propagandamaterial. Dabei bekamen sie Besuch von AntifaschistInnen, die Fotos von allen anwesenden Nazis machten. Weitere Gäste der Veranstaltung waren ein Nazi aus Freiburg, der das Treffen vermutlich initiiert hat, sowie fünf Teenager. Nach Angaben der Nazis ist damit "der Grundstein für den Aufbau nationaler Strukturen" im "national strukturschwachen Freiburg" getan.
Dieser Text ist - zusammen mit Texten über Kameradschaften und Bernhard Schaub - auch in unserer Broschüre enthalten.
Weitere Infos gibt es auf unserer Übersichtsseite zur BDVG.