WUNSIEDEL - In einer Pressemitteilung machte gestern BI-Sprecher Matthias Popp einen aktuellen Fall aus dem Raum Wunsiedel öffentlich. Demnach kam vor einiger Zeit ein "sympathisch wirkender" junger Mann in eine Gaststätte und fragte die Wirtin, ob er am 19. November den Saal für eine private Geburtstagsparty mit 200 bis 300 Gästen anmieten könne. Er schloss mit der Wirtin einen Vertrag darüber ab. Und dieser "Haftungs- und Mietvertrag" enthält, wie es laut Popp bei solchen Abmachungen völlig unüblich ist, einen Passus mit einer Vertragsstrafe in Höhe von 1500 Büro. "Die wird fällig, wenn der Vermieter, den Vertrag vorzeitig kündigt. Wenn versucht wird, einen Vertrag nach diesem Strickmuster zu machen, dann ist höchste Vorsicht geboten!", warnt Popp.
Die Wirtin weiß inzwischen, wie wahr diese Warnung ist: Einige Zeit nach Vertragsabschluss erfuhr sie, dass es sich bei der Geburtstagsparty um ein Neonazikonzert handelt. Als sie ihren Vertragspartner darauf ansprach, drohte er mit Anwalt und Vertragsstrafe, wenn er das Konzert nicht abhalten könne.
Das Konzert mit mehreren rechtsextremen Bands wird jetzt am morgigen Samstag zwar nicht in jenem Saal stattfinden. Aber Andrea Heußner, die frühere Vorsitzende der Jugendinitiative gegen Rechtsextremismus, geht davon aus, dass es an einem anderen Ort über die Bühne gehen soll. Solche Auftritte würden konspirativ geplant. Termine würden per SMS kurzfristig bekannt gegeben. Heußner weist auf die Strategie der Rechtsextremisten hin: Sie organisierten Jugendkonzerte und verschenkten CDs mit fremdenfeindlichen und volksverhetzenden Inhalten, um junge Menschen politisch zu beeinflussen: "Über Liedtexte werden gefährliche Ideologien in die Köpfe der jungen Zuhörer eingetrichtert."
T. S.
Quelle: Frankenpost vom Freitag, 18. Novmeber 2005