Von Stefan Rössel
Offenbar Rechtsradikale haben gestern in Dresden mit mehreren Aktionen für Aufsehen gesorgt. Anlass war offenbar der Todestag des nationalsozialistischen Reichsministers Rudolf Heß vor 18 Jahren.
Als besonders schockierend wurde die Schändung des Gedenksteins für Jorge Gomondai am Albertplatz aufgenommen. Der Mosambikaner war zu Ostern 1991 in einer Straßenbahn von Rechtsextremisten angegriffen worden, herausgestürzt und daran gestorben.
An das Mahnmal waren SS-Runen aufgemalt. Es war außerdem mit einer weißen Stoffbahn umwickelt worden. Darauf stand nach Angaben der Polizei mit schwarzer Farbe geschrieben: "1998 - 2003 Tode durch Nichtdeutsche 16 344".
Dies soll offenkundig eine Antwort auf das im Frühjahr von der Dresdner Gruppe Bürger-Courage gestartete Kunstprojekt "100 Tote" sein. Dabei waren die Namen von hundert Opfern rechtsextremer Gewalt auf weiße Tücher geschrieben, die am Elbufer aufgehängt wurden. In der vorigen Woche hatte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) als Schirmherr der Courage-Initiativen den Gedenkstein besucht.
Marita Schieferdecker-Adolph, die Ausländerbeauftragte der Stadt Dresden, reagierte erschrocken auf die Nachricht von der Schändung. "Die Täter treten in die Fußstapfen von Mördern", sagte sie der SZ. Sie kündigte eine Strafanzeige durch die Stadtverwaltung an.
Christian Demuth von Bürger-Courage wies auf eine deutliche Häufung rechtsradikaler Übergriffe in der jüngsten Zeit in Dresden hin, unter anderem der Angriff auf das Jugendzentrum Conni. Er mahnte eine offizielle Äußerung von der Stadtspitze zu diesen Vorkommnissen an. Immerhin bedeute die Aufschrift einen "Aufruf zum Töten". Die Polizei nahm Ermittlungen wegen Verwendung verfassungswidriger Zeichen auf.
Außerdem wurden in der Nacht zum Mittwoch nach erster Übersicht der Polizei rund hundert Plakate mit dem Bild von Rudolf Heß geklebt. Schwerpunkte waren in Prohlis, Blasewitz, Südvorstadt und Löbtau. Als Urheber war ein "Gedenkkomitee Rudolf Heß" auf den Plakaten angegeben. Ein Polizeisprecher stufte die Aktion als Ordnungswidrigkeit durch wildes Plakatieren ein.
Quelle: Sächsische Zeitung Dresden, 18. August 2005
Weitere Infos gibt es auf unserer Übersichtsseite gegen die Heß-Märsche.