Revolutionär Maximilian Dortu wurde vor 155 Jahren in Freiburg hingerichtet. Eine Gedenktafel und das hergerichtete Mausoleum erinnern daran. Dazu gab es einen Festakt mit anschließendem Stadtspaziergang ("Die Orte der badischen Revolution", BZ vom 2. August).
Die BZ berichtete mit keinem Wort über die denkwürdigen Reden der Gäste aus Potsdam und der aktiven Freiburger Bürger. In ihrer müden Textsuppe findet sich keine Bemerkung zur hinreißend aktuellen Rede des Oberbürgermeisters, der die Anwesenheit von sechs korporierten Studenten "in vollem Wichs" beredt aufgriff und sagte, eigentlich wolle er nicht, dass diese Herren hier anwesend seien, denn Studentenverbindungen hätten mit ihrem Nationalismus dazu beigetragen, dass Rassismus und Weltkriege entstehen konnten, Max Dortu dagegen habe für Menschenrechte gekämpft, damit aber auch für Pressefreiheit und Demokratie und dafür, dass heutzutage auch solche Herren hier sein und ihre Ansichten bekunden könnten. Diese Freiheiten seien nicht vom Himmel gefallen, sondern mussten blutig erkämpft werden, etwa gegen den badischen Herzog, der die Preußen gegen seine eigenen Untertanen ins Land rief. An diese Bürgerfreiheiten zu erinnern, für die auf diesem Wiehre-Friedhof drei sehr junge Leute exekutiert wurden, sei der aktuelle politische Sinn dieses Gedenkens. Die Reaktion des Herrn Salomon war praktizierte Demokratie.
Jürgen Lodemann und Bille Haag, Freiburg
Quelle: Badische Zeitung vom Montag, 16. August 2004