Von unserem Redakteur Joachim Röderer
Ein Fußballtitel geht in dieser Saison nun doch nach Freiburg: Das bundesweite "Bündnis aktiver Fußball-Fans" (BAFF) hat der Freiburger Polizei und dem SC Freiburg den "Goldenen Schlagstock" verliehen, mit dem jedes Jahr die "besonders willkürliche und oder brutale Behandlung friedlicher Fußballfans" angeprangert wird. Polizei und SC hätten sich den Preis redlich verdient, heißt es in einer gestern verbreiteten BAFF-Pressemitteilung. Der Leiter des Polizeireviers Süd, Gabriel Winterer, weist die erhobenen Vorwürfe zurück.
Freiburg inklusive seiner SC-Fans gilt in Fußballkreisen als vorbildliche Bundesliga-Stadt. Erst vor zwei Jahren haben bei einer Umfrage eines Fußball-Fachblatts die Bundesliga-Fans die Freiburger Polizei noch auf Platz eins der Sympathie-Rangliste gesetzt. BAFF, das sich vor allem als Sprachrohr der alternativen Fan-Szene versteht, sieht die Sache nun völlig anders: "Schon in früheren Jahren musste man als Gäste-Fan in Freiburg immer wieder eine unangemessene Behandlung durch Polizei und Ordnungsdienst über sich ergehen lassen", beklagt das Fan-Bündnis.
Angeführt werden zwei Beispiele aus der laufenden Saison: So seien einem 16-Jährigen VfB-Fan aus Schopfheim - Mitglied des "Commando Cannstatt" aus der Ultra-Szene - vor dem Spiel am Ostersonntag zwei Zähne ausgeschlagen worden. Und BAFF kritisiert auch das Vorgehen gegen Fans von Mainz 05. Die hatten beim Spiel im Badenovastadion nach Handgreiflichkeiten drei aus Mainz stammende rechtsradikale Anhänger von Eintracht Frankfurt aus dem Gästeblock geworfen: "Statt sich für die eigene Untätigkeit zu entschuldigen und die Zivilcourage der Mainzer Fans anzuerkennen, wurden mehrere bundesweite Stadionverbote gegen Mainzer Fans ausgesprochen", kritisiert BAFF. Der Sportclub wird für seinen Umgang mit den eigenen Ultra-Fans gerügt, die als "reines Sicherheitsrisiko" eingestuft würden.
Polizeichef Winterer sieht der "Preisverleihung" einerseits gelassen entgegen, ärgert sich aber auch über die Vorhaltungen: "Goldener Schlagstock" suggeriere, dass die Polizei draufschlagen würde. Dabei sei das Gegenteil der Fall. Die vom Fan-Bündnis kritisierten Stadionverbote verteidigt Winterer mit Verweis auf die klare Linie der Freiburger Polizei: "Gefährliche Körperverletzungen sind Delikte, die wir nicht tolerieren können". Die DFB-Statuten sehen in diesem Fall ein Stadionverbot vor, da bleibe für Sportclub und Polizei kein Ermessensspielraum.
Quelle: Badische Zeitung vom Dienstag, 21. Dezember 2004