Kulturtreff in Selbstverwaltung KTS
Seit 10 Jahren bietet die KTS als selbstverwaltetes Kulturzentrum unterschiedlichsten Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen die Möglichkeit, sich politisch und kulturell zu engagieren. Die KTS stellt auf nichtkommerzieller Ebene Infrastruktur und Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung. Vorträge, Informationsabende, Partys, Konzerte, Diskussionsrunden, Film- und Theatervorführungen sowie regelmäßige Gruppentreffen finden hier statt; Umwelt- und Projektwerkstatt, Infoladen und Umsonstladen sind in den Räumen der KTS untergebracht. Darüber hinaus ist die KTS mit ihrem Kneipen- und VOKÜ-Angebot auch ein erschwinglicher Treffpunkt für Leute, die sich die teuren und je nach Image studentisch, hipp oder bieder aufgemachten Kneipen der Innenstadt nicht leisten können oder wollen. Dieser Freiraum subkulturellen Engagements ist absolut unverzichtbar und die Geschichte der KTS hat immer wieder gezeigt, dass eine Vielzahl von Menschen bereit ist, auf unterschiedlichen Ebenen um diesen Freiraum zu kämpfen! So führten auch die langwierigen, zähen Verhandlungen nach dem Auszug der KTS aus Haus 34 auf dem Vauban-Gelände 1997 nur durch den beständigen Druck auf die Stadtverwaltung endlich zum Erfolg und 1998 zum Einzug der KTS in ihre aktuellen Räume.
Die Kündigung: Die Bahn kommt...
Anfang Februar 2004 ist die Unterstützungs-Basis der KTS also vor neue Herausforderungen gestellt: Die Deutsche Bahn AG sprach gegenüber der Stadt Freiburg die Kündigung der von der KTS genutzten Räume aus. Obwohl die von der Bahn vorgebrachten Kündigungsgründe alles andere als stichhaltig sind, sah die Stadt bisher keine Veranlassung dieser Kündigung zu widersprechen und sich so für den Erhalt der KTS in ihrer jetzigen Form einzusetzen. Grund für die fristlose Kündigung sind nach Angaben der Bahn die anhaltenden Schwierigkeiten, die durch FalschparkerInnen und hinderlich angeschlossene Fahrräder bei Veranstaltungen in der KTS entstehen. Tatsächlich ist dies bereits Anlass für längere Auseinandersetzungen zwischen Bahn AG und KTS gewesen. Bereits seit über einem Jahr bemüht sich die KTS um eine gemeinsame Lösung der von der Bahn vorgebrachten Beschwerden. Jedoch stellte sie sich gegenüber sämtlichen Kompromiss- und Verbesserungsvorschlägen seitens der KTS taub. Das ganze Problem wäre einfach und schnell durch eine Schranke an der Zufahrt und eine Verblendung des Tores zu lösen - Vorschläge, die von der Bahn nicht aufgegriffen wurden. Auch der Schaden, der entstand, als einige Paletten der Bahn AG von BesucherInnen eines Konzerts in einem Lagerfeuer verheizt wurden, wurde von der KTS ersetzt. Darüber hinaus stellte die KTS der Bahn eine Telefonnummer zur Verfügung, damit die MitarbeiterInnen der Bahn sich bei Schwierigkeiten an die VeranstalterInnen der KTS wenden könnten, von dieser Möglichkeit wurde jedoch kein Gebrauch gemacht. Vor dem Hintergrund dieser erfolglosen Bemühungen seitens der KTS im Einvernehmen mit der Bahn zu einer Lösung der Probleme zu gelangen, wirkt die Begründung der Bahn überaus fadenscheinig. Dennoch schloss sich die Stadt in ihrem Kündigungsschreiben an die KTS-Initiative dieser Einschätzung der Bahn an, ohne im Geringsten auf die Lösungsversuche der KTS einzugehen. Dies lässt auch ihre Rolle im neu entbrannten Konflikt zweifelhaft erscheinen. Auf der einen Seite gibt sich die Stadt der KTS gegenüber durchaus offen und gesprächsbereit und macht den Anschein, sich ernsthaft um einen Ausweg aus der Situation zu bemühen - allerdings ohne konkret langfristige Perspektiven für die KTS aufzuzeigen. Auf der anderen Seite zeugt ihr äußerst defensives Auftreten gegenüber der Bahn von einem sehr geringen Interesse, sich für die KTS einzusetzen. In den Stellungnahmen gegenüber der KTS wird der Standpunkt der Bahn übernommen, die die Absicht äußerte, die KTS dulden zu wollen, so lange diese keine öffentlichen Veranstaltungen durchführe. Obwohl diese Bedingung für ein Veranstaltungszentrum selbstverständlich unannehmbar ist, zeigte sich die KTS kompromissbereit, um einen gewissen Raum für Verhandlungen mit der Stadt zu schaffen. So erklärte sich die KTS bereit, bis Mitte März keine Konzerte und Partys in der KTS stattfinden zu lassen, sondern diese an andere Orte in der Innenstadt zu verlegen, bzw. im Freien abzuhalten.
...die KTS bleibt!
So fand bereits am vergangenen Freitag ein großes Konzert auf dem Augustiner Platz statt, wo sich über 600 Menschen versammelt hatten. Es spielten drei Bands und die Stimmung war - trotz der enormen Polizeipräsenz - hervorragend, bis sich die Polizei gegen Mitternacht drohender gebärdete und die Menge den Augustiner in Richtung Cräsh verließ. Noch mehr Leute fanden sich nächsten Tag zu einer Demonstration unter dem Motto "Kein Tag ohne Autonomes Zentrum" ein. Vom Rathausplatz ging der Zug mit schätzungsweise 1000 Leuten in Richtung Siegesdenkmal und KaJo. Anschließend fand sich die Demonstration vor dem Hauptbahnhof ein, wo der Protest gegen die Kündigung durch die Bahn AG an den richtigen AdressatInnen gerichtet werden sollte. Bis zum späten Nachmittag blockierte eine Gruppe von etwa 300 Leuten den Eingang des Hauptbahnhofs bei Musik, Tanz und Rührei. Trotz des massiven, martialisch anmutenden Polizeiaufgebotes, bei dem die hiesigen Einsatzkräfte Unterstützung von ihren Göppinger KollegInnen erhielten, eskalierte die Situation nicht, obwohl es zu zwei vorläufigen Festnahmen kam. Nach einer Abschlusskundgebung vor dem Theater löste sich die Demonstration friedlich auf.
Auch am letzten Wochenende fanden zwei Konzerte statt. Samstag besetzten 800 Menschen nach einem Demozug durch die Innenstadt den Platz der alten Synagoge und genossen Musik und Performance. Am Sonntag waren etwa 200 Menschen auf einem Konzert auf dem Vauban-Gelände, auf dem Platz des abgerissenen Haus 34. Außerdem soll es nächstes Wochenende eine öffentliche Präsentation der verschiedenen Gruppen in der KTS, Open-Air-VOKÜ und ähnliches geben. Mit weiteren Aktionen muss jederzeit gerechnet werden.
Auf diese Weise ist es der KTS innerhalb kürzester Zeit gelungen, für ihr Anliegen eine breite Öffentlichkeit zu gewinnen und sich Unterstützung zu sichern. Verschiedene Gruppen und Parteien erklärten öffentlich ihre Solidarität mit der KTS, so auch Radio Dreyeckland, der u-AstA der Universität Freiburg, Bündnis 90/Die Grünen, die SPD, die "Initiative für den Erhalt der KTS in den Räumen der Bahn" der evangelischen Fachhochschule und die DKP. Die vielfältigen Aktionen, Protestbekundungen und Solidaritätserklärungen machen deutlich, dass sich die Stadt eine Gefährdung der KTS in keinem Fall leisten kann. Auch die Situation in anderen Städten zeigt, dass Autonome Zentren zunehmend unter Druck geraten und dass es breiter und entschlossener Protest unerlässlich ist. Erwähnt seien hier nur eine Beispiele, so die Ex-Steffi in Karlsruhe, die seit Jahren von der Stadt mit leeren Versprechungen hingehalten wird, und deren Bemühungen um neue Räume immer wieder buchstäblich zerschlagen werden. Auch die AZs in Pforzheim und Heidelberg stehen seit der Kündigung ohne Räume da, in Mannheim und Basel wurden besetzte Projekte geräumt und die Häuser sofort durch Stadt und Polizei unbenutzbar gemacht (so beispielsweise in Basel, wo ein Konzertkeller der Einfachheit halber gleich zubetoniert wurde). Auch in Freiburg wurde das im Januar kurzfristig besetzte Haus 53 auf dem Vauban-Gelände unmittelbar nach der Räumung zerstört.
Eine Räumung der KTS darf es nicht geben!!!
WIR FORDERN: KEIN TAG OHNE KTS
– Wir fordern die Bahn auf, die Kündigung sofort zurückzunehmen
– Wir fordern die Stadt auf, Druck auf die Bahn auszuüben und sich für einen Erhalt der KTS in den Räumen der Bahn einzusetzen
– Wir fordern die Bahn auf, mit der KTS erneut in einen Dialog zu treten und eine Lösung der Probleme durch bauliche Veränderungen herbeizuführen
KTS BLEIBT SO WIE SIE IST UND DA WO SIE IST !!!
Initiative Pro KTS