Liebe Mitlebewesen, ist es nicht einfach wundervoll in Freiburg?
Grüne Bürgermeister, ein hübsches alternatives Kulturzentrum (nach wie vor die KTS für diejenigen, die sich schon länger gefragt haben, ob die noch vorhanden ist, ja, sie ist es), kuschlig-solidarisch-liberales Ambiente, Mensch, kann der Mensch mehr wollen?
Solltet ihr, oder eure Freunde und/oder Mitbewohner diese Frage mit Ja beantwortet haben, war es hoffentlich leise, weil sonst könnte schon bald die Polizeiabteilung Staatsschutz mit Durchsuchungsbefehlen vor eurer Tür rumstehen, eure Autos und Zimmer durchsuchen, auch wenn ihr selbst mit der Antwort eurer Mitbewohner nicht unbedingt was zu tun habt und zum Andenken eure Unterlagen, PCs, CDs und Fotosammlungen mitnehmen. Klingt jetzt sehr nach Orwell, 1984 oder einem akuten Anfall von Paranoia bei dem Autoren dieses Artikels, ist aber inzwischen Freiburger Realität...
Am 8.12. wurde eine Wohngemeinschaft von sechs Staatsschutzbeamten plus Stadtzeugen durchsucht, weil einer (1,00) der dort Wohnenden im Verdacht stand, drei Wochen zuvor ein Flugblatt verteilt zu haben, auf dem im Großen und Ganzen Folgendes zu lesen war (aus Platzgründen um einige nachfolgenden Verhaltensregeln gekürzt, der ganze Text ist unter dem unten angegebenen link zu lesen:
Freie Fahrt für alle!
Die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist ein allgemeines Grundbedürfnis. JedeR braucht sie, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Trotzdem kosten Busse und Bahnen Geld. Viele Menschen werden durch die Fahrpreise von der Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs ausgeschlossen. So wird Fortbewegung ein Luxus für die, die es sich leisten können. Schwarzfahren stellt hierzu eine attraktive Alternative dar. Seit vielen Jahren pflegen Menschen auf der ganzen Welt und jeden Alters diese Tradition. Sie nehmen sich, was ihnen vorenthalten wird, und sie haben Recht damit. Nehmen wir uns, was wir brauchen. Alles für alle, und zwar umsonst!
Das darf jetzt natürlich jeder für sich gut finden oder auch nicht, gibt ja auch Menschen, die die RVF-Preise angemessen finden, gerne zahlen, das Geld eh nicht besser investieren wollten, mit dem Semesterticket eh fein draußen sind und es dabei belassen wollen, oder grade keine Lust haben, anzuzweifeln, warum Menschen ein Anrecht auf Besitz haben und nicht einfach alle teilen könnten.
Ebenso kann natürlich auch jeder angemessen und legitim finden (oder auch nicht), dass bei Leuten, die solche Zettel verteilt haben könnten, die Polizei zu Hause auftaucht und Sachen beschlagnahmt, rein juristisch zwar etwas kritisch, aber hey, nicht jeder mag politischen Aktivismus und dieses Zeug mit der freien Meinungsäußerung, ABER: ALLEN DREI MITBEWOHNERN GLEICH MIT, die selbst nach Einschätzung unserer Politikpolizei wohl rein gar nichts mit der Sache zu tun hatten, die PCs abzunehmen, weil der Verdächtige da ja auch was versteckt haben könnte (juristisch wiederum ein wenig streitbar, aber hey, wer das Recht auf Eigentum verteidigt wird es ja wohl auch schon mal brechen dürfen) und dann festzuhalten, dass es mit dem Zurückgeben ganz schön dauern könnte, weil die dafür zuständige Polizeiabteilung grade überfordert ist?!?
Wird vermutlich höchste Zeit, dass wir uns Politikkonformismustests zulegen um nicht in die falschen Freundeskreise zu geraten, liebe Freiburger, wer weiss, was erst passieren sollte, falls wir mal im falschen Haus leben mit irgendwem, der eine echte Straftat begangen hat.
Zum vertiefenden Lesen:
Freiburger Repressionsdokumentation
Benedikt