Was ist bloß in Freiburg los? Als ehemaliger Projektmitarbeiter des Forum Vauban, der gerade an einer Doktorarbeit über nachhaltige Stadtteilentwicklung und Bürgerbeteiligung arbeitet und europaweit Vorträge über Vauban hält, bin ich über die aktuelle Situation erschüttert. Besonders betroffen gemacht haben mich die Gedächtnisprotokolle über den Polizeieinsatz am 13. Januar.
Viel von dem, was in den vergangenen Jahren an - zugegeben oft nicht einfacher - Kooperation aufgebaut wurde, scheint mir leichtfertig verspielt. Eine Kooperation, die es immerhin zu Auszeichnungen beim Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen gebracht hat. 1996 als deutsches und 2002 als herausragendes weltweites Best Practice.
In allen Quellen, die ich im Rahmen meiner Dissertation auswerte, insbesondere jenen aus dem Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt", wird aktives Engagement von Menschen, die sich mit ihrem Stadtteil identifizieren, als der entscheidende Faktor zur Entstehung lebenswerter Nachbarschaften gesehen. Die Verantwortlichen der Stadt müssen sich jetzt fragen lassen, warum sie dieses Potenzial im Fall "Drei5Viertel" nicht nutzen und in alte, obrigkeitsstaatliche Muster zurückfallen.
Carsten Sperling, Oldenburg
Mitarbeiter des Forum Vauban
Quelle: Badische Zeitung vom Mittwoch, 11. Februar 2004