Das Leben ist nicht etwa ein überschaubares, fein verputztes Fertighaus. Es ist vielmehr eine immer währende Baustelle. So jedenfalls brachte es vor einiger Zeit ein Filmtitel auf den Punkt. Und irgendwie zauberte dieser wunderbare Filmtitel "Das Leben ist eine Baustelle" damals allen einigermaßen Lebenskundigen ein wissendes Lächeln ins Gesicht: Ach ja, in so einem Leben da gibt es immer was auszubessern, umzubauen, hin und wieder gar zu mauern. Es gibt Gerüste, Schönheitsreparaturen, das Geld reicht vorne und hinten nicht - und die Pläne waren doch ganz anders. Ein schönes taugliches Bild, das sagt: Leben ist "work in progress".
Und nun surfen wir ein bisschen im weltweiten Datennetz und landen auf der KTS-Website, klicken den Button an, der da heißt "Selbstverständnis" und finden folgenden Eintrag: "Unser Selbstverständnis ist gerade eine Baustelle und so lange gibt’s hier erstmal nix." Da ist man dann sofort auch gewillt, wieder dieses wissende Lächeln aufzusetzen. Klar, auch das Selbstverständnis ist so was, an dem man immer wieder - in diesem Fall kollektiv - werkeln muss.
Aber diese kleine, beiläufige Meldung zeigt nicht nur kleine Schönheitsreparaturen an, sondern signalisiert Erschütterung im Fundament. Selbst organisiert, autonom, basisdemokratisch, emanzipatorisch und aufklärerisch - daran wird sich nichts ändern. Wohl aber wird sich eine gestandene Initiative - neuerdings ohne gesicherten Standort - jetzt erneut in ihrer Stadt artikulieren und positionieren wollen. Wie? Das wird man wohl in den kommenden Tagen nicht nur auf der Website nachlesen können.
Julia Littmann
Quelle: Badische Zeitung vom Samstag, 7. Februar 2004