Von unserer Redakteurin Julia Littmann
Das erste diesjährige Open-Air-Konzert lieferten in Freiburg gestern am späten Abend vor etwa 300 Zuschauern drei Punkbands auf dem Augustinerplatz. Unerlaubt. Geplant war das Konzert ursprünglich für die KTS. Die aber hat seit der Kündigung ihrer Räume Veranstaltungsverbot - und hatte darum für den Abend vors Theater geladen.
Dort schützt ein massives Polizeiaufgebot die "Moby Dick"-Premiere vor ungebetenen Gästen. Die ziehen gegen halb neun um auf den Augustinerplatz. An der alten Stadtmauer hängt ein trotziges "KTS bleibt"-Transparent. Die Wirklichkeit lässt derzeit allerdings anderes ahnen: Die Bahn hat der Stadt die von ihr angemieteten Räume auf dem Bahnbetriebsgelände gekündigt, wo von nun an der "Kultur-Treff in Selbstverwaltung", kurz "KTS", nur geduldet wird. Würden von Veranstaltern oder Besuchern fortan Regeln verletzt, wird das "eine sofortige Räumung zur Folge haben", so die städtische Pressemitteilung.
Kurz zuvor hatte die Stadt ebenfalls per Pressemitteilung wissen lassen, dass die Situation auf dem Bahnbetriebsgelände wegen fortgesetzter Störungen prekär ist. Oberbürgermeister und Kulturbürgermeister trafen sich deshalb am Dienstag zu Verhandlungen mit hochrangigen Vertretern der Bahn. Um eine Fortsetzung des Mietvertrages wurde jedoch nicht verhandelt, vielmehr teilten die Vertreter von DB und DB Services Immobilien gleich die Entscheidung mit, die Bahn werde kündigen.
"Dass die Vertreter der Bahn mit der festen Absicht der Kündigung kamen", sagt Pressesprecher Walter Preker, "wussten wir erst, als sie hier waren." Nach ausgiebigem Gespräch war nur die Duldung als Entgegenkommen zu erzielen. Geduldet wird fortan die KTS, nicht jedoch deren Veranstaltungen. Ein Unding, erklärten Vertreter der KTS-Ini gestern bei einer Pressekonferenz: "Egal, was wir machen - das meiste funktioniert über Veranstaltungen." Das liegt bei einem "Kulturtreff" nahe. Radio Dreyeckland stellt fest: "Die KTS bietet seit zehn Jahren Raum für Veranstaltungen, die in Freiburg so nirgends sonst stattfinden." Das ist alles vom Punkkonzert über die Party am Neujahrsmorgen bis hin zu ebenso aufklärerischen wie aufrührerischen Politveranstaltungen.
Und so schließen sich denn Unabhängige Frauen, Linke Liste und Radio Dreyeckland der Forderung der KTS-Ini an, die Kündigung zurückzunehmen. Die Stadt mahnt derweil "Einhaltung der Regeln" an und meldet "Verständnis für die Haltung der Bahn". Das hatten auch die KTS-Leute: "Wir haben in den Verhandlungen mit Stadt und Bahn technische Lösungen für Probleme vorgeschlagen. Die wurden nie umgesetzt." Als Reaktion auf die Kündigung sind diverse Protest- und Solidaritätsaktionen geplant.
Quelle: Badische Zeitung vom Samstag, 7. Februar 2004