Was tun mit gut 400 (die Polizei spricht von 150, die "Antifa Freiburg" von 700) Leuten, die auf den Rathausplatz kommen, um gegen die rechtsextreme BDVG zu demonstrieren, wenn deren Versammlung gar nicht stattfindet? Am besten eine Demo machen, "um den Faschos zu zeigen, wo der Hammer hängt" (so ein Antifa-Sprecher). Und nebenbei auch gleich noch "eine Überraschung" ankündigen. Wenige Stunden später ist klar: Die Überraschung war die wohl doch nicht so ganz spontane Hausbesetzung an der Basler Straße - und ein Hammer kann dem, der ihn benutzt, auch selbst auf den Kopf fallen und ihn vergessen machen, dass er kein Spielzeug ist. Wut und Enttäuschung über den abhanden gekommenen Klassenfeind oder die Lust an Randale sind jedenfalls schlechte Ratgeber im Kampf gegen Rechts. So verständlich auch der Zorn ob mancher politischer Entwicklungen ist - weder mit struktureller noch mit handgreiflicher Gewalt ist anderen die eigene, "bessere", Überzeugung in Kopf und Herz zu hämmern. Schon gar nicht in der Auseinandersetzung mit jenen, die mit ihrer schreienden und mordenden Gewalt die Menschenwürde mit Füßen treten. Da wäre es hilfreicher und übrigens auch noch "nachhaltiger", zum Beispiel Freiburger Gastwirte zu überzeugen, ihre Räume nicht mehr rechtsextremen Gruppen zur Verfügung zu stellen. Damit die Stadt auch künftig bleibt, was die BDVG beklagt: "national strukturschwach".
Gerhard M. Kirk
Quelle: Badische Zeitung vom Montag, 19. Januar 2004