Nach der Räumung und dem Beginn des Abrisses der drei Kasernengebäude hat sich der politische Streit um das gescheiterte Wohnprojekt gestern noch einmal verschärft. Die Grünen-Fraktion bedauerte den Abriss: Es sei politisch und sachlich die falsche Entscheidung. Fraktionsvorsitzender Michael Moos von der Fraktionsgemeinschaft Unabhängige Frauen/ Linke Liste sprach gar von einem "schwarzen Tag für Freiburg". Die SPD-Fraktion verteidigte ihre Haltung. Es gebe keine aussichtsreichen Nachfolger für das Projekt Drei5Viertel, so Fraktionsvorsitzender Hans Essmann in einer Pressemitteilung.
Die SPD-Fraktion hatte am Montag-abend noch einmal Vauban-Initiatoren eingeladen. Die waren nach dem Termin unzufrieden: "Wir sind dort vorgeführt worden - die Entscheidung für den Abriss stand von vorneherein fest", sagte Bobby Glatz. Fraktionschef Essmann verwies darauf, dass die Fraktion selbst noch einmal versucht habe, Bauträger für den Erhalt der Kasernengebäude zu gewinnen. Doch es habe wegen der zu hohen Kosten keine positiven Signale gegeben.
Vom "Versagen der SPD" spricht dagegen Linke-Liste-Stadtrat Moos. Die SPD sei nicht bereit gewesen, für den sozialen Wohnungsbau neue Angebote zu prüfen und die Gebäude zu retten. Und auch der grüne OB habe sich den Prinzipien des Marktes unterworfen: Aufs Vauban solle gehobener Mittelstand, so Moos, "da passen Sozialwohnungen schlicht nicht ins Konzept".
Die Fraktion der Grünen missbilligt den Abriss der Mannschaftsgebäude: "Wir sind sehr ärgerlich darüber, dass das von großem bürgerschaftlichen Engagement getragene Projekt in den Trümmern der drei Häuser geendet hat", schrieben die Stadträte Maria Viethen und Eckart Friebis. Die Grünen kritisieren Stadtverwaltung und Gemeinderatsmehrheit: Es seien nicht mit letzter Konsequenz alle Möglichkeiten zur Schaffung preisgünstigen Wohnraums aus vorhandener Bausubstanz ausgereizt worden.
rö
Quelle: Badische Zeitung vom Mittwoch, 14. Januar 2004