Als vor gut einem Jahr die NPD zu einem Aufmarsch in Freiburg trommelte, blieb das lange unöffentlich. Man wollte "nicht so viel Wind" machen, denn, so die Lesart: Öffentlichkeit ist Publicity und nutzt den "Falschen". Ob diese Logik immer greift, darf bezweifelt werden. Erst die Publicity hat in jenem Fall einer ganzen Stadt zur kollektiven Äußerung gegen Rechtradikalismus verholfen. Wie viel rechtsradikales Denken dennoch auch hier verbreitet ist, können wir nur ahnen. Daran wird sich nichts ändern, wenn bei jeder Gelegenheit die Devise ausgegeben wird: "Bloß nichts aufbauschen!" Dabei gehört die Debatte um real existierendes Nationalistisches auf den Tisch einer Gesellschaft, keinesfalls aber unter den Teppich. Solange nämlich nationalistische Äußerungen unterm Teppich untergebracht werden, ist vor allem eines erreicht: Der Schein bleibt gewahrt. Und hinter dem fühlen sich genau die wohl, die sich überhaupt nicht wohl fühlen sollen - die dreieinhalb Mitglieder kleiner rechtsradikaler Ortsgruppen in unserer Stadt, nationalistische Gruppen rings um Freiburg, Generäle mit rechter Mission oder ein Martin Hohmann in der CDU. Heißt: "Nicht viel Wind machen" ist falsch, wo Gegenwind vonnöten wäre.
Quelle: Badische Zeitung vom Donnerstag, den 4. Dezember 2003