Von unserem Mitarbeiter Stephan Neumann
"Ich werde mit den Leuten in Dialog treten und ihnen sagen, was geht und was nicht", erklärte Werner Hager, Leiter des Polizeireviers Nord, als ihm seine Kollegen per Funk mitteilten, dass die Wagenburgler in Richtung Innenstadt rollen. Solange sich die Demonstranten auf dem Ring rund um die Innenstadt aufhalten würden, sei dies in Ordnung, in die Innenstadt dürften sie mit ihren Fahrzeugen nicht. Dazu hatten die Wagenburgler allerdings auch keine Chance. Jede Einfahrt in die Altstadt war durch Polizeifahrzeuge abgeriegelt. "Ich kann ja schlecht ein Bullenauto umfahren", sagte denn auch der Fahrer des ersten Wagens auf die Frage, ob er sich an die Beschränkung halten werde.
"Sie wollen uns jagen bis ans Ende der Welt, doch die Welt ist rund", rief eine Wagenburglerin am Siegesdenkmal den Demonstranten und Passanten zu. Mit 40 Fahrzeugen haben sich rund 50 Wagenburgler aus Freiburg, aber auch anderen Städten in Baden-Württemberg zu den Wagentagen getroffen. Das städtische Ordnungsamt hatten den Wäglern die Wendeplatte am Ende der Bötzinger Straße im Industriegebiet Haid für die Wochenendveranstaltung zur Verfügung gestellt. Bedingungen: Kontakt mit den Anwohnern, insbesondere dem Etap-Hotel, aufnehmen, Musik nur bis 23.30 Uhr und den Abfall entsorgen. "Die Leute haben mit sich reden lassen und haben auch die Musik leiser gemacht, nachdem wir wegen zwei Anwohneranrufen draußen waren", zog Polizeisprecher Ulrich Brecht gestern ein positives Fazit.
"Wir treffen uns, um unsere Stimme zu erheben gegen dieses unterdrückerische System, in dem wir leben", erläuterte am Siegesdenkmal die Wagenburglerin in ihrer Rede das Ziel der Wagentage. "Wir werden weiterhin Widerstand leisten, indem wir uns den Systemzwängen nicht unterwerfen, weder Kleider-noch Wohnzwängen." Heute werden die Wagenburgler eine Karawane bilden und nach Offenburg weiterziehen. Nach Stationen in Karlsruhe, Stuttgart und Mannheim soll die Karawane am 12. September in Saarbrücken enden. "Wir sehen der Karawane gelassen entgegen", sagt Polizeisprecher Brecht.
Quelle: Badische Zeitung vom Montag, 30. August 2004