Seit Jahren währt das Tauziehen um einen Stellplatz zwischen einer Gruppe von Wagenbewohnern und der Stadtverwaltung. Bislang ist keine Lösung in Sicht. Doch die beiden Parteien haben sich vorläufig arrangiert: Seit mehr als einem Jahr leben die Wägler mit Duldung der Stadtverwaltung auf öffentlichem Gelände bei St. Georgen. Am Wochenende wird die Gruppe erstmals Gastgeber der bundesweiten "Wagentage" sein.
Von unserer Mitarbeiterin Katharina Meyer
20 Wagen stehen entlang einer schmalen Sackgasse beim Sportzentrum Hettlage in St. Georgen. Seit einem Jahr ist dies das Zuhause für Wägler in Freiburg. Die jungen Leute, die hier wohnen, haben sich bewusst für ein Leben im Wagen entschieden, viele jobben, einige studieren - alle hoffen auf einen legalen Stellplatz für ihre Wagen in Freiburg. Die Stadt genehmigt jedoch "zwei Plätze auf städtischem Grund und mehr nicht", erklärt Pressesprecherin Petra Zinthäfner. Die Gruppe könne auf den Wagenplätzen im Eselswinkel und beim Rieselfeld stehen.
Diese Plätze lehnt die Gruppe jedoch ab: sie seien voll und von der Stadt sozial betreut, da viele der Bewohner Obdachlose sind. Dies widerspreche dem Wunsch der Gruppe nach eigenverantwortlichem Wohnen. Ihr Traum: ein gepachtetes Gelände. "Ein Vertrag für zwei Jahre, in denen wir nicht fortgejagt werden", sagt ein 27-jähriger Wagenbewohner, "das wäre ein ganz anderes Leben."
Seit 1995 das Vauban-Areal geräumt wurde, bemüht sich die Gruppe - organisiert im Verein "Schattenparker" - vergeblich um einen Platz. Eine Wagenburg muss, so lauten die Bedingungen der Stadt, von den Anwohnern akzeptiert werden und darf öffentliche Interessen nicht beeinträchtigen. Einmal lag das gepachtete Gelände im Landschaftsschutzgebiet, einmal zog ein Verein sein Angebot zurück, nachdem, wie der Geschäftsführer sagte, "die Verwaltung ihr Missfallen zum Ausdruck gebracht" hatte. Einmal legte ein Ortschaftsrat sein Veto ein. Mit einem lauten Techno-Festival zog die Gruppe im vergangenen Jahr Unmut auf sich, als sie ein Gelände bei March-Neuershausen besetzte, "um auf die Situation aufmerksam zu machen".
"Die Standortsuche ist extrem schwierig", weiß auch Pressesprecherin Petra Zinthäfner. Seit vergangenem Sommer habe die Stadt wiederholt Standortlisten der Wägler überprüft. Den einzigen chancenreichen Platz, auf dem Gelände der Firma Litef, hatte die Gruppe jedoch zurückgezogen, "aus politischen Gründen", da die Firma in der Rüstungsbranche tätig ist. Nun sei die Stadtverwaltung bei einer Duldung der St. Georgener Wagen angelangt, so Zinthäfner, - "solange es dort keine Ordnungsverstöße gibt." Dass das nicht der Fall ist, darum bemühen sich auch die Wagenbewohner. Die Veranstaltung der bundesweiten "Wagentage", werde in Absprache mit der Polizei organisiert, erklären die "Schattenparker": "Wir wollen ja ein gutes Bild nach außen vermitteln, sonst kriegen wir nie einen Platz."
Quelle: Badische Zeitung vom Montag, 23. August 2004