Von unserem Mitarbeiter Stefan Waschatz
Nach dem Großeinsatz gegen ein illegales Techno-Festival gibt es Kritik an der Polizei: Ein 18-Jähriger beklagt nun, bei diesem Einsatz zu Unrecht verhaftet worden zu sein. Autofahrer mussten Kontrollen über sich ergehen lassen. Die Veranstalter bezeichnen den Einsatz der Polizei als "unverhältnismäßig".
Am Samstag waren mehrere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei im Bereich um den Opfinger See im Einsatz, um die Veranstaltung aufzulösen, zu der nach Polizeiangaben rund 400 Technofans vor allem aus Frankreich angereist waren. Die Beamten nahmen sieben Menschen fest. Außerdem musste ein 18-Jähriger aus Opfingen die Nacht in einer Polizeizelle verbringen. Laut seiner Mutter befand er sich auf dem Heimweg vom Zelt-Musik-Festival, als ihm gegenüber ein Platzverweis ausgesprochen und er anschließend verhaftet wurde: "Ich würde jedwede Überreaktion der Polizei verstehen, wenn ein Treffen der al-Qaida stattgefunden hätte."
Polizeisprecher Ulrich Brecht hält es für möglich, dass bei einem derartigen Großeinsatz versehentlich auch Unbeteiligte festgenommen werden. Der Vater hatte gegenüber der Polizei den Vorwurf erhoben, sie habe überreagiert. Brecht: "Wir prüfen das sehr genau. Wenn wir uns falsch verhalten haben, sind wir bereit, das zuzugeben." Er könne jedoch auch nicht ausschließen, dass der 18-Jährige mit seinem Verhalten das Eingreifen der Polizei veranlasst habe. Um diese Frage zu klären, würden die eingesetzten Beamten befragt.
Eine Leserin meldete sich bei der BZ, um sich darüber zu beklagen, dass ihre 55-jährige Tochter am Freitag und Samstag sechsmal kontrolliert und dabei einmal zwei Stunden aufgehalten worden sei - obwohl in deren Fall nichts auf eine etwaige Nähe zur Technoszene hingedeutet habe. Mehrfach nach seinem Fahrziel befragt wurde auch Rene Grafunder, als er in der Nacht zum Samstag in der Nähe des Opfinger Sees mit dem Auto unterwegs war. Nach einer Geburtstagsfeier in Tiengen befand er sich mit seiner Freundin auf dem Rückweg nach Freiburg. "Wir wurden mehrfach gefragt, ob wir auch wirklich nicht zum See wollen." Er empfand das Verhalten der Polizei jedoch als "angemessen".
Auch zwei Mitglieder des Festival-Veranstalterteams meldeten sich bei der BZ und äußerten Kritik am Polizeieinsatz. Der See sei nur als Treffpunkt gedacht gewesen. "Ein Bruchteil des Geldes, das für den Großeinsatz benötigt wurde, hätte gereicht, um das Kulturfestival sicher abhalten zu können", sagte einer der Organisatoren, die anonym bleiben wollen. Außerdem betonten die Veranstalter, dass sich die Wagenburg-Szene nicht an der Feier beteiligt habe.
Quelle: Badische Zeitung vom Donnerstag, 8. Juli 2004