Die Medien haben dem Nahost-Konflikt nicht nur eine überragende Bedeutung eingeräumt, sie bestimmen auch weitgehend durch ihre spezifische Berichterstattung die Wahrnehmung, Bewertung und Parteinahme in dieser Auseinandersetzung. Die oft emotionalisierende und parteiische Darstellung verstellt den Blick auf die komplexe Struktur dieses Konfliktes, der vor mehr als hundert Jahren entstand, als die panarabische und zionistische Nationalbewegung in einer Situation möglicher politischer Neuordnung über der Konkursmasse des Osmanischen Reiches am Ende des 1. Weltkrieges aufeinanderstießen. Die Interessen der europäischen Mandatsmächte haben den Konflikt erweitert, europäischer Faschismus und Schoah ihn verschärft, die Übertragung des späteren Ost-West- und Nord-Süd-Konflikts auf die ursprüngliche regionale Auseinandersetzung ihn internationalisiert. Eine geopolitische und geschichtliche Analyse wird die unterschiedlichen Dimensionen, einschließlich der religiösen und psychologischen, aber auch die vielfältigen Instrumentalisierungen dieses Konfliktes sichtbar machen müssen, um eine umfassendere Wahrnehmung, eine gerechtere Beurteilung und eine erfolgversprechendere Friedenssuche zu ermöglichen.
Der Nahost-Konflikt: Entstehung - Geschichte - Friedenschancen
Vortrag und Diskussion mit Prof. Herbert Jochum, Saarbrücken
Dienstag, 29.6.2004, 20 Uhr, KTS
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe gegen jeden Antisemitismus