Selten hat ein politischer Konflikt die Gemüter so sehr bewegt wie die so genannte "Al-Aqsa-Intifada". Die in Deutschland allgemein akzeptierte Lesart geht davon aus, diese sei durch den Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Sharon auf dem Jerusalemer Tempelberg im September 2000 ausgelöst worden. Tatsächlich jedoch war es "Palästinenserpräsident" Yassir Arafat, der die Gewalttätigkeiten veranlasste und damit die neuste Schlacht in seinem endlosen Krieg gegen Israel einläutete. Während der Chef von PLO und Fatah, von Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden und Palästinensischer Autonomiebehörde gegenüber westlichen Medien die Rolle des Osloer Friedensengels gibt die man ihm insbesondere in Deutsch-Europa nur allzu gerne abnimmt , orchestriert er im Nahen Osten einen antisemitischen Terrorkrieg gegen Israel. Dazu bedient er sich zwar wechselnder Taktiken, doch sein strategisches Ziel hat sich in den letzten vier Jahrzehnten nicht entscheidend verändert: Ein "freies" Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer und somit die Vernichtung Israels.
In dem Vortrag soll es vor allem um die hierzulande kaum wahrgenommen Belege für die Urheberschaft Yassir Arafats für die "Al-Aqsa-Intifada" gehen. Darüber hinaus soll durch einen Blick auf die Vorgeschichte vom ersten arabischen Krieg gegen Israel 1948 über die sechziger und siebziger Jahre bis hin zur ersten Intifada, zum "Oslo-Prozess" und den Camp-David-Verhandlungen die Kontinuität der palästinensischen Strategie aufgezeigt werden. Schließlich sollen vor diesem Hintergrund die angesichts der jüngsten Entwicklungen Roadmap und Gaza-Rückzugspläne wahlweise friedensbewegten Hoffnungen wie auch anti-israelischen Schuldzuweisungen kritisiert werden.
André Anchuelo ist Politikwissenschaftler und freier Autor, unter anderem für Jungle World und Konkret. Arbeitsgebiete: Nahostkonflikt, Antizionismus, Antisemitismus, Europäische Union.