So vielschichtig die globalisierungskritische Bewegung von Parteikommunisten über friedensbewegte Christen, Sozialdemokraten und attac bis zu islamistischen Gruppen sein mag, so unterschiedlich die Beweggründe und Ziele der engagierten Gruppen sein mögen, sie eint eine grundfalsche Wahrnehmung und Kritik des globalen Kapitalismus, der der Antisemitismus inhärent ist. Es ist aber nicht nur die unter globalisierungskritischen Gruppen weit verbreitete ideologische Aufspaltung des Kapitals in gute, bodenständige Produktion hie und bodenlose Zirkulation samt Spekulation dort - mit der die Halluzination von finsteren Agenten, die hinter der Totalität des Kapitals die Fäden ziehen, einhergeht -, an der der "Antikapitalismus" sich als Antisemitismus zeigt. Sondern, unvermeidlich und einmal mehr, wird Israel zur alle Gruppierungen einenden Projektionsfläche, an der sie ihr falsches Bewusstsein ausagieren.
Selbstverständigung über ihre Anliegen findet die globalisierungskritische Bewegung auf sogenannten Sozialforen wie in Porto Alegre, Paris oder neuerdings auch in Freiburg. Man unterhielt sich über die Einführung eines "Regiotalers", der als "authentische", warme, südbadische Währung an die Stelle des anonymen, kalten Euros treten sollte, womit man ein aktuelles und besonders anschauliches Beispiel dafür lieferte, was Walter Benjamin einmal "Einfühlung in den Tauschwert" nannte. "Geld jenseits von Eigentum?" - eine weitere brennende Frage, doch nicht nur dem Geldfetisch erlag man, auch der traditionelle Götzendienst kam nicht zu kurz, etwa im "Interreligiösen Friedensgebet" - kann ja nicht schaden. Wie weltweit, so wurden auch in Freiburg Antizionismus und Antisemitismus, obgleich nicht von allen Gruppen offen propagiert, doch zumindest toleriert und als veritable oder diskutierbare Positionen akzeptiert. Hingewiesen sei nur auf die Teilnahme der notorischen Spinner von Linksruck, die auf ihrer Homepage die Demoparole "Schluß, schluß, schluß mit dem Krieg - Intifada bis zum Sieg!" empfehlen, was nun offensichtlich ein Widerspruch ist. Doch "Muslime", die aktuellen BündnisspartnerInnen von Linksruck, erscheinen als bloße Opfer, ihr Handeln entsprechend als "Widerstand", dessen Ziele und Formen nicht weiter interessieren. - Letztendlich sind es die naive zwischen Verharmlosung und offener Unterstützung changierende Haltung zum politischen Islam und der Unwille plus die Unfähigkeit zu einer Kritik von Antisemitismus und Antizionismus, die es aktuell unmöglich machen in der globalisierungskritischen Bewegung emanzipatorisches Potential aufzufinden. Zu diesem Thema spricht Hartmut Regitz (Aktion 3. Welt Saar, Saarbrücken), der als kritischer Aktivist bei diversen Sozialforen u.ä. teilnahm.