Monatelang stand der Kulturtreff in Selbstorganisation, kurz KTS genannt, in den Schlagzeilen. Der Initiative wurden ihre Veranstaltungsräume gekündigt, Konzerte fanden eine Zeit lang open air in der Innenstadt statt und eine Riesendemo bekräftigte den Unterstützerwunsch: "KTS muss bleiben". Reihenweise bekundeten Einrichtungen, Gruppen und Initiativen, gar ein breites bildungsbürgerliches Bündnis Solidarität mit der KTS. Nun tut eine Pressemitteilung der Jungen Union kund, "Leute aus dem Dunstkreis der KTS-Ini" würden das Jugenddenkmal - heute Zzett genannt - "schleichend übernehmen".
Seit Februar hatten sowohl KTS als auch Zzett immer wieder präzisiert, wo Gemeinsamkeiten - nämlich Selbstbestimmtheit - und wo Unterschiede - nämlich Strukturen - beider Unternehmungen liegen. Beiden war wichtig, mögliche Überlegungen aus Politik oder Verwaltung im Keim zu ersticken, KTS und Zzett könnten für eine Zusammenlegung taugen. Und nun steht der Vorwurf einer "Unterwanderung" im Raum. Wie das? Bei näherem Hinschauen gab es da vorübergehend zwei JU-Mitglieder, die sich im Zzett engagierten. Die Solidaritätsadresse von Zzett in Sachen KTS im Februar erschien zumindest einem von ihnen - der gerne ungenannt bleiben möchte - "suspekt". "Das hätte man nicht machen dürfen", so seine Überzeugung. Schließlich wolle man allen Jugendlichen die Türen zum Zzett offenhalten und nicht spezielle Gruppierungen bevorteilen. Die könnten sich im übrigen ganz einfach auch im Dutzend aufs Zzett-Plenum begeben: "Da wäre dann eine Unterwandung ganz schnell möglich." Wurden denn je KTS-Aktive auf dem Plenum gesichtet? Der ehemalige Insider wiegelt ab: "Ich spreche nur von Prävention."
Für Patrick Pachur vom Zzett-Vorstand besteht dafür kein Grund: "Die hätten da überhaupt kein Interesse dran." Und auch für KTS-Aktivisten ist das ganze eine absurde Behauptung: "Wir meinen das ernst, dass wir in unseren Räumen bleiben wollen - wir sind nicht mal für ein Soli-Konzert ins Zzett gegangen." Eine drohende "Übernahme" ist nicht zu belegen. Wohl aber entsteht der Eindruck von sehr persönlich gefärbter Stimmungsmache.
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Quelle: Badische Zeitung vom Samstag, 15. Mai 2004