Fast habe man schon einen "Showdown" befürchtet, sagte Gerhard Frey, Gemeinderat der Grünen, gestern in einer Pressekonferenz. Zu der hatten Gemeinderatsvertreter aus vier Parteien geladen - Thema waren "10 Jahre KTS". Der Kulturtreff in Selbstverwaltung feiert am kommenden Wochenende sein 10-jähriges Bestehen, Konzerte und Demo inklusive. Ein Showdown aber steht, so die Einschätzung in der Pressekonferenz, entgegen den Befürchtungen nicht an.
Beunruhigt waren engagierte Gemeinderatsmitglieder zunächst, als sie von dem Vorhaben der KTS-Ini erfuhren, wieder in die Veranstaltungsräume im Bahnbetriebswerk zurückzukehren, die seit Wochen nicht mehr für Konzerte genutzt wurden. Das war so von der Hauptvermieterin Deutsche Bahn und von der Untervermieterin, der Stadt, gefordert, nachdem diverse Störungen des Betriebsablaufs im Februar eine Kündigung nach sich gezogen hatten. Die Rückkehr in ihre - gekündigten - Räume begründete die Initiative damit, dass die Kooperation bislang keinerlei Lösung bewirkt habe. Folglich argumentiert denn auch Hendrijk Guzzoni: "Ich halte das für sehr plausibel, dass die KTS in ihren Räumen feiert." Den Blick jetzt nur auf das Festwochenende zu richten, hält Guzzoni hingegen für falsch: "Wichtig ist vor allem, darüber hinaus zu denken."
Das haben unter anderem auch Professorinnen und Professoren der Evangelischen Fachhochschule schon vor Wochen getan und haben unter Federführung von Prorektorin Cornelia Helfferich einen KTS-Unterstützerkreis mit beachtlichem Zulauf gegründet. Wie Guzzoni und Frey gehen auch Renate Kiefer (SPD) und Florian Braune (Junges Freiburg) mit diesem Unterstützerkreis konform: Es gilt produktive Lösungen für die KTS zu finden - und wo nötig zu vermitteln. Dass da Stadt, Polizei und Presse bislang sehr bedächtig und kooperativ agiert haben, lobt Gerhard Frey ausdrücklich. Zugleich bescheinigt er der KTS, dass sie sich außerordentlich besonnen verhalten habe, um die Situation konfliktfrei und konstruktiv zu erhalten. Dass entsprechend auch das Wochenende verlaufen möge, hofft Renate Kiefer: "Viel wird davon abhängen, wie diese Tage über die Bühne gehen." Soll heißen: Fest, Demo und Protest müssen friedlich verlaufen, nur dann kann ihre Partei hinter den Anliegen der Initiative versammelt bleiben. Für Renate Kiefer ist der Erhalt der KTS wichtig, ja, geradezu unverzichtbar: "Die Stadt braucht dieses eine Stück Widerborstigkeit!"
Das bestätigt auch Florian Braune. Sogar die Freiburger Wirtschaft werbe für die Vielfalt der Freiburger Kultur mit der KTS. Und das, sagt Renate Kiefer, weil die KTS viel mehr sei, als "irgendein Konzertschuppen": "Das Angebot ist reichhaltig und hochpolitisch." Gute Gründe für den Unterstützerkreis, sich für den Erhalt - möglichst in den aktuellen Räumen - einzusetzen und für die Teilnahme an der Samstags-Demo zu werben, um nötigenfalls mäßigend zu wirken und "um zu zeigen, dass die KTS auch breite Unterstützung in der liberalen Öffentlichkeit hat."
lit
Quelle: Badische Zeitung vom Donnerstag, 18. März 2004