Seinen 10. Geburtstag am kommenden Wochenende feiert der Kulturtreff in Selbstorganisation, kurz "KTS", bei sich zu Hause. Das ist seit sechs Jahren im Bahnbetriebswerk an der Basler Straße - und seit dem 25. Februar gekündigt. Dort ist die KTS-Initiative Untermieterin der Stadt, die die Räume als Hauptmieterin von der Deutschen Bahn angemietet hat. Kündigungsgrund: Störungen der Betriebsabläufe und Beschädigungen.
Als sich diesbezüglich die Beschwerden der Bahn bis hin zur Kündigungsdrohung mehrten, klingelten in der Stadt die Alarmglocken: Für etliches Geld waren die Veranstaltungsräume im Bahnbetriebswerk saniert worden, der innenstadtnahe Veranstaltungsort hatte sich bewährt - ein Fortbestand der KTS am Bahnbetriebswerk sollte unbedingt erreicht werden. Erreicht wurde in prekärer Situation Anfang Februar eine "Duldung" der KTS bei gleichzeitigem Veranstaltungsverbot in den KTS-Räumen.
Seither veranstaltet die KTS ihre Konzerte in der Innenstadt- entsprechend eines Plenumsbeschlusses. Der sah auch vor, sich bis zum 12. März an das Veranstaltungsverbot in den Räumen zu halten, um mögliche Lösungen nicht zu behindern. Die aber zeichnen sich nicht ab, so die Einschätzung der Pressegruppe der KTS. Gestern teilte man nun mit, man werde "anlässlich der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen in die Basler Straße 103 zurückkehren".
Zwar sucht die Stadt seit einiger Zeit nach Ersatzobjekten - bislang wurden fünf Gebäude besichtigt und im Wesentlichen für ungeeignet gehalten -, aber für die KTS-Ini ist ohnehin klar: "KTS bleibt - und zwar genau hier!" Das sei die billigste und beste Lösung - das sagen auch viele Unterstützer, zum Beispiel der Kreisverband der Grünen: "Die von der Bahn angeführten Beschwerden hätten bei gutem Willen mit der Stadt und der KTS für alle Seiten zufrieden stellend ausgeräumt werden können." Und die Linke Liste findet sogar, dass "jeder andere Standort gegenüber einer einvernehmlichen Lösung an der Basler Straße 103 erhebliche Nachteile" hätte.
Derweil bereitet die Stadt die Räumungsklage vor und sucht nach neuen Räumen. Dass die KTS von nun an wieder als Veranstaltungsort genutzt wird, registriert man hier mit gemischten Gefühlen. "Sie riskieren viel", sagt Pressesprecher Walter Preker. "Jetzt hängt es ganz wesentlich davon ab, wie weit Störungen vonseiten der KTS verhindert werden können." Man bedauere im Übrigen sehr, dass die KTS die letzten zwei Gesprächstermine mit der Stadt abgesagt habe. Auch die Angebote für Kooperationsgespräche mit der Polizei wurden von der Initiative ausgeschlagen. Dennoch gibt man sich hier zuversichtlich: "Die Signale gehen alle in die Richtung, dass das Ganze am Wochenende friedlich verlaufen wird." Das Ganze: das sind Meetings und Konzerte sowie eine Demo am Samstag in der Stadt, zu der bundesweit aufgerufen wurde: "Protest und Subkultur auf der Straße".
lit
Quelle: Badische Zeitung vom Mittwoch, 17. März 2004