F: Die KTS wurde vor zehn Jahren besetzt und steht nach der Legalisierung 1998 nun vor einer Räumung. Wie ist es dazu gekommen?
Ende Januar hatte die Deutsche Bahn, von der die Stadt Freiburg das Gebäude gemietet hat, wegen »Störungen des Bahnbetriebs« fristlos gekündigt. Zunächst wurden wir geduldet, aber weil der Bahnhof bei einer Demonstration kurze Zeit blockiert wurde, ist die Duldung zurückgezogen worden. Die Bahn droht mit der Räumung, weil es zu einem »schweren Eingriff in den Schienenverkehr« gekommen sei. Wir haben Widerspruch eingelegt, wodurch die Räumung verzögert werden dürfte. Die Bahn hat auf stur gestellt und redet nicht einmal mit der Stadtverwaltung, mit uns sowieso nicht.
F: Wie ist die Position der Stadt Freiburg?
Zunächst hatte sich der Bürgermeister auf die Seite der Bahn geschlagen. Nachdem es zu großen Protesten kam, rödeln die Verantwortlichen nun rum, weil sie einsehen, daß die KTS Räume braucht. Vor allem wird nach Ersatz gesucht. Das lehnen wir ab. Die Kündigung ist ungerechtfertigt, das Gelände ist wegen der Lage und Kosten ideal.
F: Wie geht die KTS-Initiative mit der Situation um?
Seit der Kündigung führen wir alle Veranstaltung in der Öffentlichkeit durch, um unser Anliegen zu verdeutlichen und Druck zu machen. Wir haben ein Ultimatum bis zum 12. März gestellt, denn wir wollen das zehnjährige Jubiläum in unserem Haus feiern.
F: Damit wird die KTS also wieder ein besetztes Haus?
Das könnte man fast so sagen. Eigentlich ist es schon so, seit die Bahn die Duldung wiederrufen hat.
F: Wie wollen Sie das Jubiläum begehen?
Wir werden vom 19. bis zum 21. März ein Aktionswochenende durchführen. Dazu mobilisieren wir bundesweit alle autonomen Zentren und Gruppen, um auf einem Vernetzungstreffen die allgemeine Lage zu diskutieren. Neben Konzerten und vielen anderen Aktivitäten, wird es am 20. eine große Demo geben. Wir haben sie, je nach Stand der Dinge, »Love-or-Hate-Parade« genannt. Dabei wollen wir unsere Forderungen laut und bunt nach außen tragen.
F: Warum gibt es eine bundesweite Mobilisierung für ein lokales Freiburger Anliegen?
Es ist natürlich unser Hauptanliegen die KTS zu verteidigen, aber ähnliche Probleme gibt es auch in anderen Städten. Zudem wird eine Politik gemacht, die sich nur an den wohlhabenden Schichten und am Konsum orientiert. Dem sollten wir etwas entgegensetzen. Gesellschaftskritische Menschen aus nichtkommerziellen Strukturen sollten sich treffen und austauschen. Daraus können neue Anregungen entstehen.
Quelle: junge Welt vom Dienstag, 9. März 2004